Nicholas Ofczarek über Leben, Sterben und die Hospizbewegung
Wenn man sich so intensiv wie in der Rolle des Jedermanns mit dem Tod beschäftigt, wie geht man damit persönlich um? Wie verändert sich dadurch der Blick auf das eigene Leben?
Nicholas Ofczarek: „Beim „Jedermann“ geht es mehr um die Lebensbilanz – also um die Zeit knapp vor dem Tod. Dass Jedermann sterben muss, ist ziemlich bald klar; die Frage ist: wie stirbt er? Wer begleitet ihn? Wohin geht er? Und wie schaut er auf sein Leben zurück? Letztendlich findet Jedermann zur Spiritualität und zu einem göttlichen Urvertrauen. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit fand bei mir ehrlich gesagt schon vor den Proben zum Jedermann statt. Mein Leben ist mir kostbar und ich versuche, jede Minute zu genießen.“
Haben Sie mehr Angst vor dem Sterben oder dem Tod?
Ofczarek: „Ich habe mehr Angst vor dem Sterben an sich, da ich überzeugt bin, dass der Tod kein Ende darstellt. Aber das Loslassen könnte schmerzhaft sein.“
Wie möchten Sie persönlich Ihre letzte Zeit verbringen?
Ofczarek: „Umgeben von meinen Liebsten und schmerzfrei. Ich möchte Zeit haben zurückzublicken und mich zu verabschieden.“
Was wünschen Sie Menschen in Ihrer letzten Lebenszeit? Was kann hier die Hospizbewegung leisten?
Ofczarek: “Jeder Mensch sollte in Würde gehen dürfen. Genau hier setzt die Palliativmedizin und die Hospizbewegung an – den Sterbenden und den Angehörigen Raum und Unterstützung für diese letzte wichtige Zeit zu bieten. Niemand sollte allein sein. Ich persönlich habe große Hochachtung vor der Idee der Hospizbewegung und vor allem vor den Menschen, die sie umsetzen. Deshalb ist es mir ein Anliegen, sie zu unterstützen und die öffentliche Wahrnehmung zu schärfen: unsere Gesellschaft neigt dazu, Krankheit und Tod zu verdrängen. Aber ein offener und würdiger Umgang mit dem Sterben ist nur möglich, wenn viele Menschen sich diesem Thema stellen.“
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„Wollen Sie mich nicht fragen, wie ich meine Diagnose verkraftet habe?“