Viele haben auch heuer den Ostermontaggottesdienst der Tiroler Hospizgemeinschaft in der Pfarrkirche St. Pirmin, Innsbruck, mitgefeiert. Dabei wurden an der Osterkerze Lichter für verstorbene Angehörige entzündet und ihrer gedacht. Am Ende des Gottesdienstes wurden Mandelkekse verteilt. Angeregt durch Franz von Assisi, der sich in den Tagen seines Heimgangs Mandelkekse wünschte.
Hier einige Auszüge aus den Predigtgedanken von Petra Krumböck, Christine Pescoller und Seelsorger Christian Sint. Gemeinsam mit über 20 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen aus ganz Tirol waren sie im Vorjahr für einige Tage in Assisi.
Christine:
Als Franz von Assisi spürte, dass das Sterben näher rückte, hatte der große Heilige nur mehr einige bescheidene Wünsche an das Leben. So wünschte er sich unter anderem Mandelkekse, wie sie ihm von Jakoba bei seinen Besuchen in Rom bereitet wurden.
Mit den Mandelkeksen wollte Franz von Assisi vor seinem Tod wohl noch einmal auf vergangene glückliche Tage zurückschauen und beim Verzehr der süßen Kekse ein letztes Mal den Geschmack des Lebens auf seiner Zunge spüren.
Christian: „Mandelkekse“ erinnern Franz von Assisi an gute schöne Zeiten. Er, der viel gefastet, tut sich was Gutes, gönnt sich diesen süßen Geschmack. Mandelkekse waren ihm ein kleiner Trost, halfen ihm im Übergang. Kranke, sterbende Menschen, die wir als ehrenamtliche und hauptamtliche HospizmitarbeiterInnen begleiten, haben auch ihre Wünsche, ihre „Mandelkekse“.
Petra: Wir hatten auf unserer Station eine Patientin die so wie ich Holländerin war. Wenn ich meinen Dienst in der Früh auf der Station angetreten habe, bin ich kurz zu Ihr in´s Zimmer gegangen und habe Sie begrüßt. Das erste was Sie immer sagte war „Hast Du nachher Zeit auf einen Kaffee“ In Holland ist um 10 Uhr Vormittags üblicherweise Kaffeezeit. Als ich dann kurz vor 10 Uhr in Ihr Zimmer kam, war Sie angezogen, Ihr Schmuck umgehängt und Ihre Lippen hat Sie knallrot angestrichen. So war Sie bereit mit mir in das Wohnzimmer auf der Station zu gehen um gemeinsam eine Tasse Kaffee mit mir zu trinken. Ich glaube das Ritual vom Kaffee trinken waren Ihre „Mandelkekse“, ein klein bisschen Heimat vielleicht.
Christine:
Wenn der Lebenskreis eines Menschen sich schließt, drängt sich in den letzten Tagen oft noch der eine oder andere Wunsch an die Oberfläche der Erinnerung.
Da denke ich zurück an einen Patienten auf unserer Station, der sich trotz der Herbheit des nahenden Todes Gitarrenspiel an seinem Bett wünschte. Die sanften Melodien ließen seine schon müden Augen noch einmal leuchten. Klingende Mandelkekse. Eine letzte Hymne an das Leben.
Von noch einer berührenden Begebenheit möchte ich erzählen. Ein schon betagter Herr, den wir daheim betreut haben, bat mich, als er sein Ende nahen spürte, ich möchte ihm eine bestimmte Flasche Wein besorgen. Dieser Wein erinnere ihn an ganz besondere Höhepunkte in seinem Leben. Ich hab sie ihm besorgt und jeden Tag trank er davon ein Glas. Langsam und mit geschlossenen Augen schmecke er zurückschauend in kleinen Schlucken noch einmal das Leben. Nach dem letzten Glas hat er sich dann leise und mit einem stillen Lächeln im Gesicht von dieser Welt in die Ewigkeit verabschiedet.
Weiterführende Links:
- Der Verlust eines geliebten Menschen – Trauerbroschüre der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft
- Muss ich ganz loslassen? – Gedenkgottesdienst für Verstorbene am Ostermontag
- Sterben – ein Mysterium?
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