Nach wie vor erinnert das Wort „Fastenzeit“ stark an das körperliche Fasten. Ich möchte das aufgreifen und ein paar Bausteine für die Fastenzeit empfehlen.
Fasten hat mit Abnehmen zu tun. Während früher das Abnehmen eine Folge vom Fasten war, ist es heute oft das Ziel. Abnehmen kann ich aber nicht nur körperlich. Es gibt Dinge, die mich im Griff haben, die mich nicht mehr loslassen, die mich wie eine Fessel binden. Kleine und große Süchte. Es gilt, im Konsum von Fernsehen, Handy, Computer, digitalen Medien „abzunehmen“, „schlanker“ zu werden. Was ich nicht mehr im Griff habe, das hat mich im Griff. Eine Abnahme in diesem Bereich schenkt mir Energie für die Pflege von realen Kontakten und Beziehungen.
Fasten hat mit Entgiften zu tun. Manchmal erschrecke ich, wie sehr unser Zusammenleben und unsere Gesellschaft vergiftet sind: Durch Aggression, Abwertung, Wut, Nörgelei, Kritiksucht, böses Reden. Wenn wir unser gemeinsames Leben nicht ent-giften, wird es uns irgendwann einmal ver-giften. An die Stelle des versöhnlichen Brückenbaus treten dann der Gang zu Gericht und der Bau von Mauern. Auf wen soll ich zugehen? Wo braucht es ein Stück Heilung und innere Befreiung. Wer kann mir helfen, mir darüber klar zu werden? Welchen Schritt will ich tun?
Fasten hat mit Entkrampfen zu tun. Der Verdauungstrakt krampft sich zusammen, wenn alles steckt. Das Herz krampft sich zusammen, wenn in meiner Hand alles steckt. Es ist wichtig, loszulassen und aus der Hand zu geben, zu verschenken und zu teilen. Wenn ich freigiebig sein kann, werde ich reicher. Die Fastenzeit gibt dazu viele Möglichkeiten. Eine davon ist die Caritas-Haussammlung. Reagiere ich auf die Bitte um eine Spende mit dem inneren Gedanken „Ich bin nicht die Caritas?“ Wie steht es um mein Loslassen? Wer teilt, ist nicht dumm, sondern freier.
Abnehmen. Entgiften. Entkrampfen. So kann die Fastenzeit 2017 zum Segen werden. Gott möge uns in dieser besondere Zeit begleiten!
Jakob Bürgler, Diözesanadministrator