Ein Rückblick auf den 12. Tiroler Palliativtag am 20. Mai 2017
Betreuung am Lebensende bedarf der Haltung der Achtsamkeit. Aus diesem Grund war der 12. Tiroler Palliativtag der Frage gewidmet, was Achtsamkeit für die Praxis der Betreuung schwer kranker Menschen bedeutet. Rund 180 Personen aus unterschiedlichen Berufsgruppen, die in der Betreuung von Menschen am Lebensende tätig sind, folgten der Einladung in den Saal des Hypo Centers in Innsbruck-Wilten und konnten an diesem Tag ganz unterschiedliche Impulse erleben.
Elisabeth Medicus, die ärztliche Leiterin der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft, moderierte die Veranstaltung in bewährter Weise und konnte an diesem Tag sechs ReferentInnen am Redepult begrüßen.
Monika Müller, eine der Pionierinnen der Hospizbewegung in Deutschland, eröffnete den Tag mit ihrem Vortrag zum Thema „Die Haltungen der Achtsamkeit und des Mitgefühls gegenüber anderen und sich selbst“. Auf beeindruckende Weise gelang es ihr, Begriffe mit Leben zu füllen und nachvollziehbar zu machen, wo etwa die Unterschiede zwischen Mitgefühl, Mitleid und dem von ihr bevorzugten „Beileiden“ liegen.
Dem Zitat von John Steinbeck „Mitleid und Verachtung sind Geschwister“ stellte Müller die Frage nach der Mitfreude zur Seite. Offenbar ist die Mitfreude schwieriger für Menschen als das Mitleid, da beim Mitleid auch die Erleichterung, nicht selbst betroffen zu sein, mitschwingt. Wie Monika Müller sagt: „Aus Mitleiden könnte sich Liebe entwickeln, Mitfreude hat sie zur Voraussetzung.“ Die Haltung des „Beileidens“ beschreibt Müller folgendermaßen:
Für das Team der Veranstalterinnen war klar, dass ein Palliativtag zum Thema Achtsamkeit nicht nur Fakten und Wissen vermitteln, sondern auch unterschiedliche (Sinnes-)Wahrnehmungen ermöglichen soll.
Die Musiker Gernot Reichholf und Flo Ryan nahmen das Publikum auf eine musikalische Reise mit und schufen so eine besondere, für eine Fachtagung durchaus ungewöhnliche Atmosphäre, die viele TeilnehmerInnen positiv berührte.
Gottfried Jaufenthaler lud das Publikum in kurzen Zwischensequenzen ein, beim gemeinsamen Atmen, Summen, Singen und still Innehalten den „Sammelpunkt der gemeinsamen Anwesenheit“ wahrzunehmen. Was viele als höchst wohltuende „Insel“ erlebten, war für manche eine Herausforderung, zum Teil weil sie in dieser Zeit lieber weitere Vorträge gehört hätten. Wenn 180 Menschen in all ihrer Unterschiedlichkeit zusammenkommen, sind 180 verschiedene Ansprüche an eine Tagung versammelt.
Elisabeth Draxl und Paul König gingen in ihrem gemeinsamen Vortrag darauf ein, warum „Die Kunst des Zuhörens“ eine Aufgabe ist, der wir uns kontinuierlich widmen sollen.
Barbara Sperner-Unterweger referierte zum Thema Selbstsorge und Burn-out-Prävention. Sie schilderte Belastungsfaktoren und Anzeichen, die man ernst nehmen sollte, um nicht in die Burn-out-Spirale zu geraten und zeigte auch Möglichkeiten auf, Belastungen entgegenzuwirken.
Die Präsentation von Barbara Sperner-Unterweger finden Sie hier.
Der evangelische Pfarrer Traugott Roser lenkte den Blick darauf, was es für kranke Menschen heißen kann, unter „scheinbar Gesunden“ zu leben. Er regte an, dass BegleiterInnen schwer kranker Menschen ihr Verständnis von dem, was sie für den kranken Menschen als gut erachten, reflektieren und sich an seinem Erleben und seinen Erfahrungen orientieren.
Zum Abschluss sorgte der Sozialarbeiter und „Humorbotschafter“ Werner Gruber dafür, dass im Saal so viel gelacht wurde wie wohl noch nie bei einem Palliativtag. Er vermittelte, dass Humor auch in der Betreuung am Lebensende Platz haben kann und mitunter die Kommunikation deutlich erleichtert. „Lachen lässt Aufgestautes wieder fließen“, erklärte er. Dass er damit recht hat, war im Publikum deutlich spürbar.
Wir danken der Hypo Tirol Bank für die großzügige Unterstützung und die ausgezeichnete Betreuung im Hypo Saal!