Es ist der Regen, der Blumen wachsen lässt, nicht der Donner. Rumi, persischer Dichter, 13. Jh.
„Das Gemeinsame vor das Trennende zu setzen, ist gerade auch in Krisenzeiten ein haltgebender Anker.“ Marina Baldauf, ehrenamtliche Vorsitzende Tiroler Hospiz-Gemeinschaft
Es ist eine schwierige Zeit, in der Spaltung und leider auch Hetze den Alltag überschatten. Viel Polarisierung und Bewertungen, nicht nur zum Corona-Thema, tragen zu Verurteilungen und Verunsicherungen bei. Beziehungen und mitmenschliche Nähe werden auf einen harten Prüfstand gestellt. Hinter allem Wissen und medialen Informationen spüre ich bei vielen Menschen, unabhängig von ihren Meinungen, Angst und Sorge.
Ein Weg der Geduld und des Wartens
Das Gegenwärtige bewusst wahrzunehmen und in das Zukünftige vertrauen zu können – das ist ein geduldiger, zugegebenermaßen nicht einfacher Weg, des Warten Könnens. Weil viele Lösungen nicht immer sofort erkennbar sind braucht es ein wachsames Beobachten, dessen was gerade ist. Mit einem kontrollierbarem Leben bis ins kleinste Detail hat das wenig, bis gar nichts zu tun. Und das wohl auch durch die Pandemie „erwachte“ Bewusstsein, dass trotz moderner Medizin und pflegerischer Versorgung das Leben endlich und vieles nicht vorhersehbar ist, scheint viele zu verunsichern.
Leid ist ein Teil des Lebens, Fürsorge eine Antwort darauf
Niemandem bleiben Leiden, Schmerz, Verzweiflung oder Verluste erspart. Empfangene und gelebte Fürsorge kann ein tröstender Begleiter sein. In einer spürbar zerrissenen Welt möchte ich meinen kleinen persönlichen Beitrag dazu leisten: indem ich mich bemühe, nicht noch mehr zu spalten oder auszugrenzen und mich in Besserwisserei zurückhalte. Ich bemühe darum, Verantwortung nicht zu delegieren, Rücksicht und Respekt vor Menschen mit anderen Meinungen und Haltungen. Und es gehört ein bisschen Mut dazu, Gedanken, Meinungen und Haltungen zu revidieren und neu zu formulieren.
Das Gemeinsame vor das Trennende zu setzen, ist gerade auch in Krisenzeiten ein haltgebender Anker. Zu all dem braucht es dieses Pflänzchen Hoffnung, das gegossen werden muss, „um die Angst unter die Füße zu kriegen“. Und es braucht eine gute Dosis Wasser des Vertrauens und nicht des Misstrauens um Wachstum zu ermöglichen.
Marina Baldauf, Vorsitzende der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft
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