24 Advent-Fenster: Türen öffnen

Ein Haus in der Ottostraße unterschied sich von den anderen Häusern. Das Haus der Müllers. Dessen Haustür stand nämlich fast immer für die Nachbarn offen und jeder wusste: „Aha, bei Müllers ist jemand zu Hause und ich bin willkommen.“

Die Leute kamen oft in das Haus mit der offenen Tür und oft ging es sehr lustig und spannend, manchmal auch nachdenklich und tröstend in Müllers Wohnküche zu. Und weil sie sich gerne hier trafen, verstanden sie einander besser als sich Leute aus anderen Straßen normalerweise verstehen.
Eines Tages musste Frau Müller für längere Zeit verreisen und in der Ottostraße waren nun wie in anderen Straßen alle Türen geschlossen. Bald begannen die Leute zu vergessen, dass sie einander aus Müllers Wohnküche doch so gut kannten. Sie versuchten, sich aus dem Weg zu gehen, oder blickten zur Seite, wenn sie einander begegneten. Unfreundlich war es in der Ottostraße geworden und als Frau Müller heimkehrte, erschrak sie.
„Sie haben es nicht begriffen“, sagte sie. „Schade.“
Traurig schloss auch sie die Tür nun hinter sich zu.
Die dunkle Jahreszeit kam, und die Leute sehnten sich nach der hellen Wohnküche der Müllers. Sie träumten von Bratapfelduft und Tee, von Kerzenlicht, Napfkuchen und Gesprächen am Abend. Immer häufiger dachten sie daran und als die Adventszeit kam, sagte manch einer:
„Ach, wie schön ist es früher in unserer Straße gewesen!“
Sie waren traurig in diesen ersten Adventstagen, die Bewohner der Ottostraße.
Bei Müllers war es auch dieses Jahr gemütlich wie in jedem Jahr. Dennoch fehlte etwas, und Frau Müller dachte mit Wehmut an die offene Haustür. Eines Tages hielt sie das Schweigen nicht mehr aus. Sie backte einen Napfkuchen und öffnete langsam die Tür.
Doch was war das drüben bei Bergers? Deren Haustür stand offen! Weit offen.
Da lächelte Frau Müller. Sie holte ihren Napfkuchen aus der Küche und ging mit dem Kuchenteller langsam über die Straße.

 

 

Katrin Marth, Sozialarbeiterin der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft

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