Altbischof Reinhold Stecher – Mein Dank an die Hospizbewegung

„Wenn ich an die Hospizbewegung denke, überkommt mich eine Woge von Dankbarkeit und ein neues Vertrauen in die Dynamik des Guten in der Welt.“ Reinhold Stecher

Beim großen Rundblick in die Gesellschaft und Kirche von heute kann uns so manches mit Sorge, Beklemmung und Bestürzung erfüllen, aber wenn ich an die Hospizbewegung denke, wie ich sie erlebt habe, dann überkommt mich eine Woge von Dankbarkeit und ein neues Vertrauen in die Dynamik des Guten in der Welt, das eben nicht umzubringen ist.

Ich teile diese Dankbarkeit zunächst mit den vielen, die ich besucht habe und die in diese so menschliche Atmosphäre eines umhegten und sanfteren Sterbens aufgenommen wurden.

Ehrfurcht gegenüber dem Leben

Es ist nicht nur die Kunst moderner Schmerztherapie, die manches leichter macht – es ist das Klima von Ehrfurcht gegenüber dem Leben und dem Tod und die damit verbundene Zuwendung zum Menschen, der beim Gang über die große Brücke nicht allein sein möchte. Und es ist der respektvolle Umgang mit dem jeweiligen Gewissen und der Überzeugung der Patienten, der alle aufdringliche Vereinnahmung vermeidet, auch wenn die Wurzeln dieser Hospizbewegung tief in der christlichen Botschaft verankert sind.

Ich habe diese Dankbarkeit der Betroffenen, der ich hier Ausdruck verleihe, oft erlebt. Was hat ein priesterlicher Freund vor seinem Heimgang zu mir gesagt? „Ich fühle mich hier wie in einem Viersternhotel- und bin voller Erwartung …“ Ich weiß, dass Sterben auch ein anderes, kaltes und herzloses Ambiente haben kann.

Menschlichkeit verzeichnet Siege

Ich bin der Hospizbewegung aber noch in anderer Weise dankbar. Sie ist für mich der tröstliche Beweis, dass auch in einer vordergründig orientierten Spaß-, Leistungs-, Konsum- und Profi tgesellschaft die Menschlichkeit Siege verzeichnet. Im reinen Kosten-Nutzendenken und im Verlust einer tieferen Sicht der menschlichen Würde geht ja so leicht die Ehrfurcht vor dem Menschenleben an seinem Beginn und seinem Ende unter.

Auch die Gesetzgebung beginnt sich diesen Trends anzupassen. Ungeachtet der schrecklichen Erfahrung Europas mit der Beseitigung „unwerten Lebens“ haben europäische Staaten schon dem Töten dürfen zugestimmt, wobei die eingebrachten Beschränkungen in Wirklichkeit weitgehend gar nicht überprüfbar sind.

Die Hospizbewegung hat gegenüber dem Sterben den Akzent der Ehrfurcht in die Welt von Heute gesetzt, nicht in kämpferischer Polemik und theoretischer Auseinandersetzung, sondern einfach durch schlichtes Tun, Dabeisein, Begleiten, Trösten, Beten … Und damit verweist sie das „Abspritzen“ und „Einschläfern“ dorthin, wo es hingehört: In die Barbarei.

Menschen, die den „Nagel auf den Kopf treffen“

Und ich habe gegenüber der Hospizbewegung noch einen dritten Grund und Dank: Sie ist für mich ein Beweis für das Walten des Heiligen Geistes in der Welt, der immer wieder Menschen weckt, die im Sinne der Liebe mit ihrer Aktivität sozusagen den „Nagel auf den Kopf treffen“ und die moralischen Schwachstellen und blinden Flecke einer Epoche entgegen allen Trends konterkarieren und ausgleichen.

Und ich bin immer so dankbar, wenn ich diese Zeichen des Positiven, Erfreulichen, wahrhaften Christlichen in unserer Kirche und Welt sehe. Die Hospizbewegung hat in unserem Land ein sehr positives Echo ausgelöst – weit über die Grenzen der Konfession hinaus. Sie hat unserer Gesellschaft in der Frage der Auseinandersetzung mit dem Tod eine menschlich-christliche Orientierung gezeigt, einen Hinweis auf den, der am Kreuz der Bruder aller Sterbenden geworden und alles Sterbenmüssen relativiert hat.

Altbischof Reinhold Stecher

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