Freiwillige in der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft sorgen für schöne Erlebnisse im letzten Lebensabschnitt.
Irgendwie geht jeder davon aus, dass er ewig lebt. Doch es gibt Situationen, in denen auf einem Schlag ganz klar wird, dass die Tage im Leben gezählt sind. Zum Beispiel mit der Diagnose über eine schwere Erkrankung. „Dann sollte man die Zeit, die man noch hat, so verbringen können, wie man es gerne tut“, sagt Christine Haas-Schranzhofer von der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft.
Hospize sind ein Rastplatz für schwerkranke und sterbende Menschen und deren Angehörige. Auch wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist, kann immer noch viel getan werden, um Leiden zu lindern und ein erfülltes und möglichst beschwerdefreies Leben bis zuletzt zu ermöglichen. Neben der Palliativmedizin, die die körperlichen Schmerzen lindern kann, spielt auch das Engagement von Freiwilligen eine wichtige Rolle. In der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft sind derzeit 280 Ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und -begleiter tätig. Sie alle haben eine 170 Stunden umfassende Ausbildung absolviert und werden laufend betreut. So sind sie gerüstet für ihre Aufgabe. Die Freiwilligen tragen dazu bei, den letzten Lebensabschnitt der begleiteten Menschen schöner zu machen. Haas-Schranzhofer beschreibt das so: „Dabei geht es darum, ihnen zu vermitteln, dass sie noch dazugehören und nicht nur als kranker Mensch gesehen werden“. Die Begleiteten möchten zum Beispiel oft über ganz normale und alltägliche Dinge reden. Denn solange man am Leben teilnimmt, gehört man dazu. So auch der 64-jährige Gerhard aus Lienz. „Er ist sehr lebenslustig und gerne unterwegs“, sagt der ehrenamtliche Hospizbegleiter Johann über ihn. Gerhard ist schon seit einiger Zeit aufgrund seiner Tumorerkrankung an den Rollstuhl gebunden. Er wird zu Hause liebevoll von seiner Frau gepflegt und medizinisch vom mobilen Palliativteam betreut.
Johann besucht Gerhard jede Woche seit Anfang Mai. Beim ersten Kennenlernen in Gerhards Wohnung wurde Johann gleich vom Hund und den zwei Katzen beschnuppert. Johann: „Sie haben mich für gut befunden. Die Chemie zwischen Mensch und Tier passt bis heute“. Genauso wie jene zwischen Johann und Gerhard. Die Besuche bringen für Gerhard eine kleine Abwechslung und für dessen Frau etwas Zeit für sich selbst. Die beiden Männer haben eine wöchentliche Routine: nach einer längeren Rollstuhlrunde durch die Stadt genehmigen sie sich Kaffee und Kuchen in einem Café an der Isel, wo sie je nach Wetter im Freien Platz nehmen. Johann: „So kann Gerhard genussvoll eine Zigarette schmauchen. Wir genießen die gemeinsame Zeit und tratschen über Vergangenes und Aktuelles“. Auch wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist: der Hospizbegleiter schafft einfach schöne Momente – und zwar ohne die Erwartung, einzigartige Erlebnisse bieten zu müssen. Das jedenfalls ist auch die Motivation von Johann: „Ich denke, dass das sogenannte Ehrenamt eigentlich nur simples Handeln im Sinne des Gemeinwohls ist“.
Diese Gute Geschichte ist am 15. Dezember 2020 in der Tiroler Tageszeitung erschienen!
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Foto: Tiroler Hospiz-Gemeinschaft