Aufbruch aus Syrien in eine neue Heimat

Was es heißt, seine Heimat zu verlassen, voller Hoffnung aufzubrechen, um irgendwo neu anzufangen; wie es sich anfühlt, sich von all seinen Freunden und Familienmitgliedern vielleicht für immer zu verabschieden… das kann ich mir nicht einmal annähernd vorstellen.

Was es heißt, auf dieser Flucht zu erkranken, in einem fremden Land intensivmedizinisch behandelt zu werden, um dann als Zwanzigjähriger zu erfahren, dass die behandelnden Ärzt*innen nichts mehr tun können und ein baldiges Sterben sehr wahrscheinlich ist … auch dafür fehlen mir die Worte.

Sich zu wünschen, dass einem die Mutter in dieser schwierigen Situation in den Arm nimmt, dass man sie noch einmal so richtig spürt, ….dieser Wunsch war für uns so nachvollziehbar, dass wir unserem neuen Patienten auf der Palliativstation dabei behilflich sein wollten, seine Mama aus Syrien beim Sterben an seiner Seite zu haben.

Wieviel Bürokratie dafür nötig ist, diese Mutter mit Besuchervisum zu ihrem kranken Sohn zu bringen, davon hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung. Wir taten, was wir konnten. Die Familie übermittelte alle erforderlichen Dokumente, bezahlte den Flug, musste kriegsbedingte Änderungen im Reiseplan in Kauf nehmen. Der junge Mann freute sich auf seine Mama.

Leider kam sie zu spät. An dem Tag, als ihr 20-jähriger Sohn bei uns im Hospizhaus starb, landete sie am Flughafen in Wien.

Was es heißt, so viele Kilometer zu reisen, um seinen Sohn ein letztes Mal zu sehen, welche Gefühle einem da überschwemmen, wenn man den geliebten Sohn nur mehr tot in seinen Armen wiegen kann…?

Oft ist es schwierig, ohnmächtig danebenzustehen und ihn ansehen zu müssen, diesen großen Schmerz. Manchmal können wir nur da sein und aushalten.

Wir haben einen Gedenkstein, auf dem „PEACE“ stand, auf das Grab des jungen Mannes gelegt. Peace hat für uns in diesem Fall mehrere Bedeutungen. Zum einen wünschen wir unserem Patienten, dass er hier in Frieden ruhen kann und seiner Mama, die mittlerweile wieder nach Syrien zurückgekehrt ist, dass dort, wo sie lebt, irgendwann wieder Frieden einkehrt.

Petra Hillebrand, Sozialarbeiterin

Bild ganz oben: Rest in peace

Foto: Katrin Marth

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