Marina Baldauf (Vorsitzende der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft) hielt anlässlich der feierlichen Verleihung der Ehrenzeichen des Landes Tirol, am Sonntag, 20. Februar 2011, eine Dankesrede im Namen aller zwölf Geehrten.
Ihre Rede können Sie im Folgenden nachlesen:
„Hohe Geistlichkeit, sehr geehrter Herr Bischof, sehr geehrte Landeshauptleute, werte Mitglieder der Landesregierung, sehr geehrter Herr Präs. Des Landtages, werte Bürgermeisterin und liebe Ausgezeichnete und Festgäste!
Ich freue mich, dass Sie gekommen sind, um die Verleihung dieses Ehrenzeichens mit uns zu feiern.
Dankbarkeit und Freude, dass wir diese Gefühle empfinden, wird niemanden überraschen.
Diese Art der Wertschätzung bezieht sich nicht nur auf die vollbrachte Leistung der jeweiligen Person, sondern immer auf den ganzen in Beziehung stehenden Menschen. Es ist verbunden mit Respekt, Wohlwollen und Anerkennung und drückt sich aus im Zugewandt sein. Jemandem aufrichtig zugewandt sein heißt, sein Gegenüber mit seinen Stärken und Schwächen wahr zu nehmen.
Die Sprache, hin und wieder aber auch die Sprachlosigkeit können dabei eine wichtige Brückenfunktion sein. Das ist ein hoher Wert, denn wir bewegen uns in einer leistungsorientierten, schnelllebigen Zeit, von Kurzinformationen und tendenziösen Blitzlichtern beeinflusst.
Ich erlebe dies oft in unserer Arbeit der THG, wie wichtig es ist, die ganz persönlichen Ängste und Nöte schwerstkranker und sterbender Menschen zu hören und sich darauf einzulassen. In dieser letzten Lebensphase, und die steht uns allen einmal bevor, ist für die Kommerzialisierung menschlicher Bedürfnisse kein Platz mehr.
Es gehört ein ganz persönliches Inne- und Werthalten dazu. Neben aller hochwertigster Professionalität und Kompetenz in der Wissenschaft und Forschung, im Sport, in der Bildung, in der Wirtschaft, in Kunst und Kultur und im kirchlichen und sozialen Bereich, stellvertretende Persönlichkeiten sind ja heute hier ausgezeichnet worden, braucht es diesen emotionellen Beziehungsbogen zwischen dem ICH und dem DU zum WIR. Ich möchte das mit Herzensbildung oder einfach als die Aufmerksamkeit des Herzens beschreiben.
Sie ist wichtiger denn je, wenn wir unserer flachen, auf Wohlstand ausgerichteten und gesättigten Gesellschaft die entsprechende Lebendigkeit zukommen lassen wollen.
Wenn Herz und Verstand zusammentreffen, wandelt sich der Geist und aus Beruf wird Berufung. Der damit verbundene hohe Einsatz findet sich bei allen heute Geehrten wieder.
Es braucht Zivilcourage und engagiertes Handel um unserer eigenen Trägheit und Mutlosigkeit zu entfliehen. Die Neugierde wird uns als Urkraft beflügeln.
Gerade jetzt im Jahr der Freiwilligkeit, sollte dieser Motor einer Gesellschaft zum Anspringen gebracht werden. Viele Initiativen werden vermutlich in diesem Jahr aus dem Boden wachsen und ich hoffe, dass es uns gelingen wird, diese frei werdende Energie zu bündeln und zukünftig bestmöglich und verantwortlich einzusetzen. Dazu braucht es mit Sicherheit eine kraftvolle Bürgerinitiative, neben aller politischen und öffentlichen Unterstützung.
Organisiertes freiwilliges Engagement auf allen Ebenen, gerade durch die demografische Entwicklung, werden wir zukünftig dringende benötigen. Dazu gehört auch, wie eingangs erwähnt, eine Kultur der Wertschätzung und des Dankens aber auch des Gemeinsinns und nicht der Ausgrenzung.
Die Haltung des Gemeinsinns wurzelt in der Sozialität des Individuums. Die Erfahrung, nicht als autonomes Einzelwesen zu leben, sondern sich im Raum von Gemeinschaften und Kulturen zu entwickeln und zu entfalten, ist für jeden Menschen elementar und existenziell.
Das sollte wieder stärker in unser Bewusstsein rücken und uns mit Lebensvertrauen und Mut, gerade in konfliktreichen Zeiten, in die Zukunft gehen lassen.
Nicht der monotone Klang des kollektiven „JA Sagens“ sollte unsere Begleitmusik sein, sondern der wachsame und klare Blick nach vorne im Sinne der Menschlichkeit.
Dietrich Bonhoeffer, im KZ 1945 hingerichtet, aufgrund seiner Tätigkeit im Widerstand, beschreibt dieses Vertrauen ins Leben und um seine Endlichkeit wissend mit folgenden Zeilen:
Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.“
Marina Baldauf, 20. Februar 2011
Weitere Informationen zur Verleihung des Ehrenzeichens des Landes Tirols finden Sie hier!