In früheren Zeiten hatten Sterben und Tod ihren festen Platz im Kreise der Familie. Es war ein gesellschaftlicher Vorgang, der zum Leben gehörte. Alltägliche Gebete wurden meist mit der Bitte „um eine glückliche Sterbstund“ abgeschlossen, und kam der Tod, stellte er ein besonderes und feierliches Ereignis dar: Das Sterbezimmer wurde mit Kerzen geschmückt, und Familienangehörige, Freunde und Nachbarn versammelten sich. Der Sterbende wurde zur Hauptfigur des Zusammenseins und hatte Gelegenheit, von seinen Mitmenschen Abschied zu nehmen. Durch die festgelegten Abläufe war der Tod zwar ein erschreckender, aber auch ein fester und vertrauter Bestandteil des Lebens.
Heute wird der Tod vielfach verdrängt. Er ist der gründlich tabuisierte Störenfried in einer Atmosphäre allseits verbreiteter Lebenslust. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit kann eine wichtige Hilfe sein. Es bleibt nur, was wirklich wichtig ist.
Dieser von Rita Bertolini kuratierte Ausstellungsteil zeigt neben eindrucksvollen historischen Fotografien, Zeichnungen von Vorarlberger Künstlern wie Georg Ligges, Martin Häusle oder Stephanie Hollenstein. Ein Ausstellungskatalog begleitet diese Schau.
Das Sterbegeläut, in Lech „Schiidiglüüta“ genannt, kündigt noch heute den Tod eines Verstorbenen an. So war es wohl auch damals als Martin Huber am 6. März 1930 starb. Drei Tage lang bahrten seine Angehörigen den Leichnam in der Nebenkammer seiner Heimat, dem Huber-Hus, auf. Nachbarn und Freunde kamen, um zu beten und Abschied zu nehmen. Rituale, die uns heute fremd erscheinen.
Der vom Lechmuseum konzipierte zweite Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit den Sterberitualen, die im Haus stattgefunden haben, wirft aber auch aktuelle Fragen auf oder geht dem sprachlichen Ausdruck des Sterbens nach. Lecherinnen und Lecher erzählen in Videointerviews über ihren persönlichen Zugang zum Tod. Kinder sind eingeladen, sich spielerisch mit dem „Abschied nehmen“ auseinanderzusetzen. Die Bücherei Lech bietet in der Ausstellung ein reichhaltiges Leseangebot an Erwachsenen- und Kinderliteratur an. Ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm bietet die Möglichkeit einer tiefgreifenden Auseinandersetzung.
STERBSTUND
Eine Ausstellung von Rita Bertolini und Lechmuseum
in Kooperation mit dem vorarlberg museum und der Pfarre Lech
Öffnung: Dienstag, Donnerstag, Sonntag 15 – 18 Uhr, Oktober und November geschlossen, Allerheiligen: Sonderöffnung am 31.10., 1.11., 2.11. jeweils 11 – 16 Uhr
Weitere Informationen: www.lechmuseum.at
Quelle: Lechmuseum
Foto: Zentralarchiv Getzner_Mutter__Cie_Bludenz