Initiative im Rahmen des Projekts „Sorgende Gemeinde im Leben und Sterben“ erfolgreich gestartet.
„Hilfe anzunehmen ist sehr viel schwieriger, als selbst zu helfen.“ Darüber waren sich die TeilnehmerInnen am ersten Abend des vierteiligen Bevölkerungskurses „Vorsorgen, pflegen und gut leben bis zuletzt“ schon nach wenigen Gesprächsminuten einig.
Sie waren aus ganz unterschiedlichen Gründen am Mittwoch, 6. Mai zu der Veranstaltung in den Alten Widum Landeck gekommen. Einige machen sich Gedanken über ihr eigenes Altwerden: „Ich möchte so lange wie möglich daheim bleiben und daher muss ich wissen, wo ich mich hinwenden kann, wenn ich es allein nicht mehr schaffe“, sagte eine ältere Besucherin und sprach damit wohl vielen aus der Seele. Manche suchten den Austausch mit Menschen, die so wie sie selbst kranke Angehörige haben und betreuen. Und einige wollten ihr eigenes Hilfsangebot vorstellen.
Wo bekommt man Hilfe?
Doris Habicher, die Geschäftsführerin des Sozialsprengels Landeck-Zams-Fließ-Schönwies, moderierte den Abend sehr feinfühlig und schuf einen Rahmen, in dem sich alle 26 TeilnehmerInnen gut einbringen und austauschen konnten. Neben den Kurzreferaten von Mitarbeiterinnen der örtlichen Hospizgruppe und der Hauskrankenpflege gab es viel Gelegenheit, Fragen zu stellen und in kleineren Gesprächsrunden über die ganz persönliche Situation ins Gespräch zu kommen. „Muss man bereits Pflegegeld haben, um die Hilfe der Hauskrankenpflege in Anspruch nehmen zu können?“ wollte eine Besucherin wissen, die ihren Vater betreut. Pflegedienstleiterin Gerda Walter verneinte: Es reiche ein ärztliches Attest. Wenn der Pflegebedarf jedoch größer wird, ist das Beantragen von Pflegegeld sinnvoll. „Die Betreuung wird dadurch billiger“, erklärte Walter.
Wie lernen wir, Hilfe anzunehmen?
Der Informationsbedarf der BesucherInnen wurde gestillt. Doch: Um Hilfe annehmen zu können, braucht es mehr als Informationen. „Viele Menschen bieten mir Hilfe an, aber es ist so schwer, sie anzunehmen“, brachte es eine Frau auf den Punkt, die ihren krebskranken Mann betreut. „Man muss das lange üben“, antworteten die anwesenden Expertinnen. Leichter werde es, wenn man es als Geschenk an die Helfenden sieht: „Es tut so gut, etwas geben zu können – aber es geht nur, wenn die Hilfe auch angenommen wird“. Dass nachbarschaftliche und familiäre Hilfe in Zukunft wichtiger werden, glaubt Toni Pircher, der Leiter des Altenwohnheims in Zams: „Die Profis werden den Bedarf an Unterstützung in Zukunft nicht mehr abdecken können“, sagte er und ermutigte damit auch, sich einander mehr zuzuwenden und den Schwächeren in der Gesellschaft beizustehen.
Offenes Kursangebot für alle Interessierten
Der erste der vier Kursabende verging wie im Flug und die BesucherInnen gingen mit viel Information und guten Denkanstößen nach Hause. „Schade, dass ich nächstes Mal nicht kommen kann“, sagten einige Frauen. An ihrer Stelle werden vielleicht einige andere dieses kostenlose und sehr bereichernde Angebot nutzen.
Der nächste Termin am 28. Mai 2015, 18:30–21:30 Uhr steht unter dem Motto „Vorsorgen, planen und entscheiden“. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Anmeldung ist nicht erforderlich, die Teilnahme ist kostenlos und die vier Abende können unabhängig voneinander besucht werden.
Weitere Termine:
Mi, 10. Juni 2015, Beginn 18:00: Beistehen, pflegen und betreuen – die letzten Tage und Stunden
Mi, 24. Juni 2015, Beginn 18:00: Abschied nehmen, trauern, Kraft finden
Das Projekt „Sorgende Gemeinde im Leben und Sterben“ ist eine Kooperation der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft mit der IFF Wien/Universität Klagenfurt im Auftrag der Stadtgemeinde Landeck. Ziel des Projekts ist die Stärkung der Sorgekultur in der Gemeinde und die Verbesserung der Koordination von Hilfsangeboten für Menschen in schwerer Krankheit und am Lebensende. Das Projektleitungsteam besteht aus Klaus Wegleitner (IFF), Patrick Schuchter (IFF) und Sonja Prieth (THG).
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