Wir Mitarbeiterinnen des Hospizteams Tarrenz – Gurgltal feiern in diesem Jahr unser 20jähriges Bestehen.
Um im Sommer im Gespräch zu bleiben haben wir ein paar Blitzlichter aufgestellt. In Sinesbrunn (Wallfahrtskirche in Tarrenz) einen Vergebungsbaum, im Pflegezentrum Imst und im Heim Via Claudia in Nassereith einen Koffer für die letzte Reise. Wir möchten die Menschen einladen über das Leben und die wirklich wichtigen Dinge nachzudenken und einen Moment innezuhalten. Vergeben schafft Freiheit und neues Leben und das ist besonders auch in Zeiten der Trauer wichtig. Der Koffer für die letzte Reise: „Was ist im Leben wirklich wichtig? Welche Prioritäten stell ich vorne an?“
Koffer für die letzte Reise – Gute Reise
Da hat einer seine letzte Reise angetreten, sagen wir manchmal, wenn jemand gestorben ist. Ein schönes Bild, denn gerade die verschiedenen Stadien einer
Reise können uns bewusst machen, dass unser ganzes Leben ein einziges Unterwegssein ist. Nur ab und zu ist uns kurze Rast gegönnt, dann ziehen wir weiter. Aber am Ende lockt ein Ziel, herrlicher als alle Katalogparadiese. Für diese Reise dann, bei der wir die letzte Grenze überschreiten werden, brauchen wir keinen Pass verlängern zu lassen, nicht einmal einen Koffer zu packen. Auch ein Ticket zu lösen ist nicht nötig. Es kann natürlich sein, dass wir die Reise spontan antreten müssen, wie ein Last Minute Angebot. Sorgen wir uns dann nicht um die Dinge, die wir eigentlich noch erledigen wollten. Schließlich werden wir erwartet.
(Georg Schwickart)
Vergebungsbaum – Weiße Bänder
Diese Geschichte ist wirklich geschehen und verbunden mit der Hoffnung, dass der Richtige es liest!
Jean, 20 Jahre alt, hatte auf unglaubliche Weise seine Eltern provoziert. Ihr versteht es : es war derart, dass eine Familie im Allgemeinen nicht darüber hinwegkommt. Der Vater
sagte : « Jean, mach dass Du wegkommst ! Und komm hier niemals mehr zurück !» Jean ging fort, todunglücklich.Einige Wochen später dachte Jean: « Ein Schuft bin ich gewesen! Ich gehe zu meinem Vater und bitte um Vergebung …ja, ich sage ihm, dass es mir leid tut.» Er schrieb seinem Vater einen Brief: « Papa, ich bin ein Schurke gewesen, jedoch frage ich Dich, kannst Du mir verzeihen? » « Ich schreibe keinen Absender auf den Umschlag, nein … Aber wenn Du mir verzeihst, hänge bitte an den letzten Apfelbaum der Baumreihe, die zum Haus führt, ein weißes Band. Dadurch weiß ich, dass ich wieder nach Hause kommen darf.»
Ängstlich dachte er : « Papa wird niemals das weiße Band an den Baum hängen ». Er telefonierte mit Marc, seinem Bruder und sagte : «Marc, ich bitte dich, begleite mich. Ich fahre bis zu einem Abstand von 500 Metern vom Haus. Dann übergebe ich Dir das Lenkrad, damit ich die Augen schließen kann, während Du langsam die Baumreihe entlang fährst. Wenn Du dann anhältst und ein weißes Band im letzten Apfelbaum siehst, werde ich aufspringen. Wenn kein weißes Band am Apfelbaum hängt, lasse ich die Augen geschlossen und Du fährst wieder weg. Dann werde ich nie mehr nach Hause kommen.»
Wie gesagt – so getan, 500 Meter vor dem Haus übergibt Jean das Lenkrad an Marc und schließt seine Augen. Marc fährt langsam durch die Baumreihe und hält plötzlich an. Jean, sein Auge immer noch geschlossen, fragt: « Marc, mein Bruder und Freund, ich bitte Dich, hat Vater an den letzten Apfelbaum vor dem Haus das weiße Band gehangen?»
Marc antwortete: « Nein, es hängt nicht ein weißes Band an dem Apfelbaum vor dem Haus… es hängen Hunderte weiße Bänder an allen Apfelbäumen welche zum Haus führen! Würdet Ihr, die Ihr diese Geschichte vom weißen Band gelesen habt, tausend weiße Bänder in Euren Herzen tragen! Und es sind ebenso viel Wunder, die Ihr überall sät, wenn Ihr die um Vergebung bittet, denen Ihr Schmerz zugefügt habt, oder wenn Ihr selbst vergebt.
So seid Ihr Menschen von Barmherzigkeit !
Unsere Welt hat enorm Not an Männer und Frauen, die erfüllt sind von Barmherzigkeit.
Wir als Hospizbegleiter/Innen sind immer wieder mit der Endlichkeit des Lebens konfrontiert und versuchen der Gesellschaft zu zeigen, dass das Leben und die Menschen in jeder Phase ihres Lebens unendlich wertvoll sind.
Hospizteam Tarrenz-Gurgltal
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