Die Fastenzeit, die „Zeit der Gnade“, ist eine gute Einladung, reinen Tisch zu machen.
„Ich komme nicht heraus aus meiner Angst.“
„Ich kränke, stichle ständig andere.“
„Ich habe manches unterlassen, verabsäumt im Leben.“
„Das kann ich dem nie verzeihen.“
„Die Sucht hat mein Leben ruiniert.“
„Ich bin im Leben zu kurz gekommen.“
“Ich kann nicht mehr lieben.“
Aus den vielen Gesprächen am Hospiz höre ich immer wieder, was Menschen das Leben schwer macht. Die jüdisch-christliche Tradition hat alles, was das Leben eindämmt, als Sünde bezeichnet. Damit mein Leben wieder fließen kann, ist vielfach „Versöhnung“ angesagt.
„Sich versöhnen“ meint etwas gut machen, verändern, Feindschaft in Freundschaft vertauschen, etwas ins Reine bringen, still machen, beruhigen, Frieden machen.
Die Sehnsucht, reinen Tisch zu machen, ist groß, gerade wenn das Leben sich dem Ende zuneigt. Im langen Liegen, in den schlaflosen Nächten tauchen viele Erlebnisse auf. Dankbarkeit ist da, aber auch Un-zu-frieden- heit.
Die Fastenzeit ist ein gute Einladung, Frieden zu machen, sich zu versöhnen mit sich selbst, mit anderen, mit Gott.
Wie geht das?
Ich soll sagen, aussprechen, was weh tut, worunter ich leide. Schmerz, Unrecht, Unzufriedenheit muss beim Namen genannt werden.
Denn: Versöhnen braucht meine Bereitschaft, den Willen, die Sehnsucht, das was gut, heil werden darf, auch wenn ich es nicht rückgängig machen kann.
Und: Ich vertraue auf die Hilfe von oben. IHM hinhalten. ER ist es, der mich schon im voraus, ohne jegliche Bedingung, angenommen, geliebt und versöhnt hat.
Christian Sint,
Seelsorger