Es war eine junge Frau, die im letzten Frühjahr auf unserer Station lag. Es ging ihr wirklich nicht gut. Für sie war es wichtig noch Lebenszeit zu gewinnen. Wir dachten an eine Entlassung nach Hause. Für die Familie und Freunde ein schwieriger Gedanke: Wie soll das gehen? Für uns die Frage: Können wir uns richtig um sie kümmern, damit sie ihr Lebensende selbst gestalten kann? Werden wir ihr gerecht? Schließlich starb sie doch auf unserer Station – mit ihrer Situation im Einklang.
Schmerzen lindern und klare Entscheidungen
Die Symptome lindern, damit es Menschen möglich wird, ihr Lebensende selbst zu gestalten, das ist der Kern unserer Aufgabe. Das ist uns als Ärztinnen auf der Station, als Arzt im Mobilen Palliativteam sehr bewusst. Auch die gemeinsame klare Entscheidung über Therapiemaßnahmen, über die Vorgehensweise und über die Einschätzung der Situation ist wesentlich.
Eine Studie über das, was schwer kranken Menschen am Lebensende wichtig ist, bestätigt, dass es um die Linderung der Symptome und auch um klare Entscheidungen geht, die eine gute Vorbereitung auf das was kommt ermöglichen.
Im gemeinsamen Prozess ist eine respektvolle, tragfähige, medizinisch fundierte Betreuung zu vereinbaren. Im Fünfer-Team der Hospiz- und Palliativstation neu als Ärztin ist Heidi Seiler, im Mobilen Palliativteam dabei ist Christoph Gabl.
Ein Ort des Lernens
Immer mehr kristallisiert sich die Station als Ort heraus, den sich andere Krankenhäuser zum Vorbild nehmen, wie sie schwer kranke Menschen am Lebensende betreuen können. ÄrztInnen, Pflegende und VertreterInnen anderer Berufsgruppen vom Krankenhaus Schwaz und vom Krankenhaus Kufstein haben im vergangenen Jahr die Station besucht, um zu sehen, wie wir arbeiten. Sie haben den Wunsch, in ihren Häusern Palliativeinheiten zu implementieren.
Gemeinsam mit Sozial- und Kompetenzzentrum Rum haben wir 2010 einen „Palliativen Behandlungsplan“ entwickelt. Vorausschauend für Krisenzeiten bietet das Formular an, dass für den Verbleib zu Hause oder im Pflegeheim alles vorbereitet werden kann. Auf der Internetseite der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft kann das Formular heruntergeladen werden: www.hospiz-tirol.at
Vieles gerät ins Wanken in der Nähe des Todes. Für uns alle ist es nach wie vor die große und schöne Herausforderung, jedem Menschen individuell zu begegnen und ihm und seiner Familie Sicherheit zu geben.
Elisabeth Medicus, Ärztliche Leiterin Tiroler Hospiz-Gemeinschaft
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