Dr. Elisabeth Medicus (Ärztliche Leiterin der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft) und Elisabeth Draxl (Pflegedienstleitung der THG) arbeiten seit den Anfangsjahren für die Hospiz-Gemeinschaft. Im Gespräch erzählen sie über die Veränderungen ihrer Arbeit in den letzten 20 Jahren.
Wie hat sich eure Arbeit in der Pflege und auf medizinischer Seite in den letzten 20 Jahren verändert?
Elisabeth Draxl:
„Im Mobilen Team wird für mich die Veränderung unserer Arbeit am deutlichsten. Ich erinnere mich noch gut an unsere ersten mobilen Betreuungen. Damals waren wir mehr auf uns selbst gestellt und machten viel selber. Heute gibt es ein viel breiteres Netz von unterstützenden Institutionen (Sprengel, Hausärzte, Mobile Pflegedienste …), die sehr gute Arbeit machen. Gemeinsam mit ihnen können wir eine bestmögliche, individuelle Betreuung organisieren. Für mich ist das eine sehr positive Entwicklung, denn damit sind wir unserem Ziel, den Hospizgedanken im Gesundheitswesen breit zu verankern, einen großen Schritt näher gekommen.
Elisabeth Medicus:
„Das Wissen um die letzte Lebensphase hat in der Palliativ-Medizin deutlich zugenommen. Wir wissen heute sehr genau, wie wir zum Beispiel eine akute Atemnot rasch und nachhaltig lindern können. Aber die wesentlichen Fragen in meiner Arbeit sind: Wann hören wir auf? Warum verzichte ich bei einer 85-jährigen Frau mit fortgeschrittenem Darmkrebs und einer Demenz auf weitere Maßnahmen, wenn sie einen Darmverschluss hat? Hier können wir heute viel besser argumentieren als früher. Dabei hilft uns insbesondere die vorausschauende Planung am Lebensende, die gemeinsam mit der Betroffenen und den Angehörigen bereits vor einer akuten Krise die Grundlinie der Behandlung festlegt. Im konkreten Fall konnten wir uns in Absprache mit der Familie auf die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen und auf die Schmerzbehandlung konzentrieren und der Frau noch ein paar gute Tage ermöglichen“.
Viele Menschen haben die Hoffnung auf ein schönes Sterben im Hospiz. Ist diese Erwartung erfüllbar?
Elisabeth Medicus:
„Nein, das Sterben ist in den allermeisten Fällen weder schön noch schrecklich. Es entzieht sich der Planbarkeit und auch der Beherrschbarkeit. Wir im Hospiz unterstützen Menschen in einer schweren Zeit. Wir können physische und psychische Schmerzen lindern, trotzdem bleibt vieles offen und unfertig.“
Sterben – ein Mysterium?
„Wollen Sie mich nicht fragen, wie ich meine Diagnose verkraftet habe?“
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