Die extramurale palliative Versorgung in Tirol

Die gegenwärtige Situation

Gemessen an der Anzahl der spezialisierten Hospiz- und Palliativeinrichtungen gehört Tirol zu den Schlusslichtern der österreichischen Bundesländer. Dies betrifft insbesondere den extramuralen Bereich. Für die 706.873[1] Einwohner Tirols gibt es seit 1993 nur ein Mobiles Palliativteam, welches in und um Innsbruck knapp 200.000 EinwohnerInnen versorgt. Das Team besteht aus neun qualifizierten MitarbeiterInnen (5,3 VZÄ) aus den Bereichen der diplomierten Pflege, Medizin und Sozialarbeit. Den zu Hause betreuten PatientInnen steht eine 24stündige Rufbereitschaft sieben Tage die Woche zur Verfügung. Ergänzend dazu schenkt ein Team von 17 ehrenamtlichen HospizbegleiterInnen Zeit und Zuwendung. Das primäre Ziel des Mobilen Palliativteams ist es, auch in schwierigen Situationen durch qualifizierte Betreuung den Verbleib zu Hause in der letzten Lebensphase zu ermöglichen, wobei auch ein Pflegeheim das aktuelle Zuhause sein kann. Für Auskünfte und Beratung wurde für das gesamte Bundesland eine Hotline eingerichtet, die von Montag bis Sonntag von 08.00 bis 20.00 Uhr unter Tel. 0810 969 878 erreichbar ist.

Der Weg in die Zukunft

Im Jahr 2006 ist auf der Basis des ÖBIG-Konzeptes[2] ein regionalspezifisches Konzept für das Bundesland Tirol entstanden, dessen Eckpfeiler die Stärkung der Regelversorgung, die Aus- und Weiterbildung und die Etablierung regionaler Vernetzungsstrukturen sind.

Als ein Schritt in der Übersetzung dieses Konzeptes ist 2008 der Auftrag des Tiroler Gesundheitsfonds zur Umsetzung des Konzepts in zwei regionalen Modellprojekten erfolgt. Die Erkenntnisse daraus sollen Basis für den weiteren Ausbau sein.

Modellprojekte

Noch im ersten Halbjahr 2011 starten in den Modellregionen Außerfern und Osttirol konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der extramuralen Palliativversorgung.

2009 und 2010 wurde unter breiter Beteiligung der Menschen in den Modellregionen Außerfern und Osttirol ein Maßnahmenpaket geschnürt, das einerseits der Entwicklung einer gemeinsamen Versorgungskultur dient, andererseits unterstützende Strukturen vorsieht. Das Gelingen von palliativer Betreuung in Versorgungsnetzwerken ist nur bedingt über spezialisierte Strukturen zu leisten. Vielmehr sind die gute inhaltliche Abstimmung der Betreuenden, ein gutes Übergangsmanagement vom Krankenhaus nach Hause oder ins Pflegeheim und ein gemeinsames Versorgungsverständnis essenzielle Voraussetzungen. Diesem Ziel haben spezialisierte Strukturen in erster Linie zu dienen.

Dr. Elisabeth Medicus, Ärztliche Leiterin Tiroler Hospiz-Gemeinschaft

Werner Mühlböck, Geschäftsführer Tiroler Hospiz-Gemeinschaft


[1] Amt der Tiroler Landesregierung, Landesstatistik Tirol, August 2010

[2] Das Konzept „Abgestufte Hospiz- und Palliativversorgung“ wurde im Jahr 2006 für die Gesundheit Österreich GesmbH erarbeitet. Es enthält grundlegende Definitionen und Qualitätskriterien.

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