Am 15.2.2013 veranstaltete die Hospizgruppe Ötztal im Kurzentrum Umhausen einen Märchenabend zum Thema „Trauer und Märchen“. 300 Besucher lauschten fasziniert und mucksmäuschenstill, wie die bekannte deutsche Erzählkünstlerin Frau Jana Raile im winterlichen Ötztal das Märchen, die „Schneekönigin“ von Hans-Christian Andersen, einen Abend lang erzählte: Es war einmal vor langer, langer Zeit, da schuf der Teufel einen Spiegel, der alles Schöne und Gute verzerrte und hässlich aussehen ließ. Der Spiegel zersprang in viele tausend Stücke, und wenn sie einen im Herzen trafen, wurde dieses zu Eis. Die Splitter trafen auch Kay einen Jungen, der sich daraufhin völlig veränderte und in den eisigen Palast der Schneekönigin zog. Seine Freundin Gerda suchte ihn jahrelang und befreite Kay schließlich; seine eigenen Tränen retteten ihn, dadurch werden die Splitter hinweggespült.
Dieses winterliche Märchen thematisiert den Verlust eines geliebten Menschen, Trauer, Isolation sowie Einsamkeit. Es erzählt von Mut, Aufbruch, Hoffnung und der Kraft der Liebe, die alles überwinden kann. In den Tagen der Kälte, der Verzweiflung und der Hoffnungslosigkeit, die mit der Trauer um einen geliebten Menschen einhergehen können sind Sprache, Erzählung, Liebe und Zuwendung wesentlich. Sterben und Abschiednehen sind die größten Grenzerfahrungen unseres menschlichen Seins. Märchen können in dieser Zeit des Übergangs und der Trauer Hilfe und Anker sein. Märchen schlagen Brücken zwischen Fantasie und Wirklichkeit, zwischen Leben und Tod, um nicht im Schmerz und in der Trauer gefangen zu bleiben, sondern bereit zu sein für Freundschaft, Liebe, Begleitung, Zuneigung: für ein lebenswertes Leben bis zuletzt.
Der Märchenabend wurde von Begleitworten der Leiterin der Hospizgruppe Ötztal Susanne Riml umrahmt und jeder der Zuhörer konnte sich einen bunten Glaskristall als Symbol der Buntheit, Vielfältigkeit und Fröhlichkeit des Lebens mit nach Hause nehmen.
Julia Mair