Wie nahe beieinander Lebende und Verstorbene sind, habe ich bei einer Wanderung im Elgongebirge im Südosten Ugandas erfahren.
Vorbei an Bananenbäumen, grünen Feldern und fruchtbaren Äckern führt mein Weg. Wir wandern auf einen der „Sipifalls“ zu. Das sind die berühmten Wasserfälle im Elgongebirge in Afrika. In einfachen Hütten aus Lehm leben die Menschen dort. Aus allen Verstecken huschen unzählige Kinder herbei. Die Lehmhütten sind bemalt im „Hundertwasserstil“. Wenn sie von Hundertwasser persönlich wären, würden sie sehr berühmt sein.
Gleich neben den bunten Häusern sehe ich Gräber. Es sind die Gräber der Verwandten, Vorfahren, Ahnen. Der Mensch in Afrika lebt nicht für sich allein, sondern Leben wird einem geschenkt aus der Verbindung mit den Ahnen. Das kann schön, mitunter auch belastend sein, denk ich mir.
Schuhe und eine Matratze – vermutlich vom Toten – liegen auf einem Grab. Es scheint, dass dort jemand erst vor kurzem gestorben ist. Die Verstorbenen müssen den Lebenden gegenüber wohl gesonnen sein. Dann steht das Leben unter günstigen Voraussetzungen
Christian Sint,
Seelsorger Hospiz- und Palliativstation Innsbruck