Es gibt diese Momente, die man nie vergessen wird. Wir hatten im Hospizhaus eine teamübergreifende Sitzung, in der unser Geschäftsführer Werner Mühlböck uns wissen ließ, dass am Nachmittag ein besonderer Besuch ins Hospizhaus käme. Um genau zu sein, nicht ins Haus, sondern auf den Parkplatz, vor unserem Haus. Ein Pferd würde vor das Haus gebracht werden – für ein letztes Wiedersehen.
Zuerst schien ein Besuch für Margit ausgeschlossen
Margit Spörr, 48, war erst seit zwei Tagen als Patientin im Hospizhaus in Hall. Katharina Avanzini, Diplomkrankenpflegerin auf der Palliativstation im Hospizhaus, war ihr zugeteilt. „Wir wussten, dass Margits große Leidenschaft und Liebe den Pferden galt. Sie selbst besaß auch ein Pferd.“ Für Margit war es aber ausgeschlossen, dass Manzi für einen letzten Besuch nach Hall gebracht werden würde. Mit dem großen Aufwand wollte sie niemandem zur Last fallen. So schien es vorerst unmöglich, dass Manzi, ihr Pferd, zu einem letzten Besuch nach Hall kommen könnte.
Haben wir noch so viel Zeit?
Katharina wollte ihr aber diesen Wunsch unbedingt erfüllen. So sprach sie mit Margits Schwester Evi und ihrer Freundin Claudia, ob es nicht doch irgendwie möglich wäre, Manzi zum Hospizhaus zu bringen. Beide wollten sich in den nächsten Tagen darum kümmern, einen Pferdetransport zu organisieren. Dann stand für Evi und Claudia aber eine wesentliche Frage im Raum: „Glaubt ihr, dass wir nicht mehr so viel Zeit haben?“ Da schwer abzuschätzen war, wie viel Zeit Margit noch blieb, riet Katharina, den Besuch von Manzi so schnell wie möglich zu organisieren.
Momente, für die es keine Worte gibt
Dann ging alles ganz schnell. Noch am selben Tag wurde ein Pferdeanhänger organisiert und Manzi nach Hall gebracht. Margit wusste von all dem nichts. Wegen medizinischer Untersuchungen müsse sie ins nahegelegene Krankenhaus gebracht werden, hieß es am Nachmittag. So wurde sie in ihrem Bett aus dem Hospizhaus hinaus auf den Parkplatz gebracht.
Und da stand sie – Margits geliebte Manzi
Es war ein Moment, den man mit Worten kaum beschreiben kann. Nach dem ersten Wiedersehen und gegenseitigen Liebkosungen teilten sie sich genüsslich einen Apfel: ein Bissen für Margit, einer für Manzi. Ob sie diesen besonderen Augenblick mit etwas Distanz fotografieren dürfte, fragte Katharina Margit. Worauf Margit meinte: „Ich möchte aber bitte auch auf dem Bild zu sehen sein.“ Was für ein Geschenk! Für Margit, für Manzi und für uns alle, die an diesem besonderen Moment teilhaben durften. Später, als Katharina mit Margit den Nachmittag Revue passieren ließ, meinte Margit: „Manzi ist sonst gar nicht so ein verschmustes Pferd, wie sie heute war. Sie wird es wohl gespürt haben, dass es ein besonderes Wiedersehen war. Es war so traurig und so wunderschön!“
Margit Spörr ist drei Tage nach Manzis Besuch im Hospizhaus in Hall verstorben.
Besonders möchten wir uns auch bei Margits Lebensgefährten Alexander Bödenler bedanken, dass wir über diesen schönen und traurigen Nachmittag in der Sonnenblume und in unserem Hospiz Tagebuch auf unserer Website berichten dürfen. Vielen Dank auch an Katharina Avanzini für die berührenden Fotos von Margit.
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