Julia und Tobias Moretti machten sich am 19. September 2015 gemeinsam mit der Sopranistin Maria Erlacher und dem Countertenor Markus Forster auf eine unbekannte Reise. Die Oboistin und der Schauspieler choreografierten unter dem Titel „Eine Seele geht auf Reisen“ einen ganz besonderen Abend im Dom zu St. Jakob in Innsbruck mit Texten und Musik. Die zahlreichen Gäste zeigten sich davon tief berührt. Im folgenden Interview erzählen sie von ihrer Motivation, sich ehrenamtlich für das Hospizhaus Tirol zu engagieren.
Warum haben Sie sich dazu entschlossen, den Neubau des Hopizhauses Tirol zu unterstützen?
Julia Moretti: Einen Neubau kann man nicht unterstützen, sehr wohl aber die Menschen, die darin arbeiten oder Zuflucht suchen. Das Hospiz ist ein Ort, wo der Mensch achtsam und würdevoll in seiner ganzen Einzigartigkeit aufgenommen wird. Eigentlich ist es eine Stätte der Begegnung: von Menschen, die an der Schwelle stehen, und denen, die sie beim Überschreiten dieser Schwelle begleiten.
Tobias Moretti: Bei der Beschäftigung mit der Hospiz-Idee fiel uns auf, wie alt der Gedanke schon ist, Menschen Gastlichkeit, Rast und Zuflucht zu bieten. Das „beste Gasthaus der Welt“ hat eine lange Tradition und seine Aufgaben wachsen ständig, gerade auch angesichts unserer demografischen Entwicklung.
Welche künstlerische Idee haben Sie dabei verfolgt?
Tobias Moretti: Wir wollten etwas erzählen über ein Kapitel des Lebens, denn der Tod ist ein Teil davon, er ist „von dieser Welt“, und die Zäsur liegt dahinter, wenn es denn eine Zäsur ist. Der französische Philosoph Montaigne meinte, Entstehen heißt Vergehen: „Mit dem Tag unserer Geburt brechen wir auf zu sterben wie zu leben.“
Julia Moretti: Bei der Beschäftigung mit dem Tod gewinnt das Leben an Wert, darum genügte uns kein Programm mit Arien, Lyrik und Prosa über den Tod, sondern wir haben nach einer Verknüpfung von Geschichten und Musik gesucht, die eine gedanken- und herzerweiternde Sicht auf das Leben bieten kann …
Tobias Moretti: Und den Humor wollten wir auch nicht aus den Augen verlieren. Wir wollten kein „andächtiges“ Programm. Wenn Menschen mit Kranken oder Sterbenden umgehen, haben sie immer Angst, etwas Falsches zu sagen. Dieses verkrampfte Vermeiden von etwas Falschem oder „politisch Unkorrektem“ wollten wir auf jeden Fall vermeiden.
Warum haben Sie den Titel „Eine Seele geht auf Reisen“ gewählt?
Julia Moretti: Weil er das Leben einschließt und den Tod nicht ausschließt. Wann die Seele sich wirklich auf Reisen begibt, ist uns allen nicht ganz klar, jedoch fühlt es sich an, als ob sie nicht reduziert werden wolle auf ein Leben nach dem Tod.
Wie gehen Sie ganz persönlich mit dem Sterben und der Vergänglichkeit um?
Julia Moretti: Ich versuche, geschenkte und anvertraute Lebenszeit dankbar annehmen, eigenverantwortlich zu verwalten, zu füllen und auch wieder dem Schöpfer zurückgeben. In einem Leben voller Fülle sagt sich das leicht.
Tobias Moretti: Ich suche immer nach Erklärungen und nach einem Sinn in dem, was passiert. Es gibt sie, die Tage, an denen ich sage: Dieses Leben ist rund, und da kann ich den Tod auch annehmen. Aber bei manchem Wegbegleiter, den ich „gehen“ sehe, hadere ich auch.
Warum sollten unsere LeserInnen den Neubau des Hospizhauses Tirol mit einer Bausteinspende unterstützen?
Tobias Moretti: Es ist vielleicht eines der nachhaltigsten Dinge, das sie tun können. Auch für andere, aber nicht nur.
Julia Moretti: Weil schon in der Bibel steht, dass jeder Mensch ein Haus bauen sollte. Im Immobilienzeitalter geht sich mehr als ein Stein ja schon fast nicht mehr aus.
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