Gestern war das kirchliche Hochfest Mariä Empfängnis, und die Evangeliumsstelle beeindruckt mich immer wieder: Der Bote Gottes begrüßt Maria, sie erschrickt und ist überrascht. Er erzählt von Gottes Plänen. Maria bringt einen Einwand, sie fragt nach, wie das möglich sein könnte. Der Engel erklärt ihr genauer, dass für Gott nichts unmöglich ist. Da entscheidet sich Maria – sie stimmt zu. Sie lässt sich darauf ein, auch wenn sie vielleicht stolpern wird.
Nach diesem Muster hat Gott viele Prophet:innen berufen, die wir aus der Bibel kennen, z.B. auch Mose und Jona. Ich finde es sehr schön, dass bei Berufungen immer Raum für Zweifel und Nachfragen ist. Die Menschen, die sich auf Gott einlassen, tun das nicht einfach blindlings. Sie denken nach und sind interessiert, neugierig und realistisch. Sie möchten genauer wissen, wie das alles funktionieren kann.
Oftmals wollen auch wir alles im Griff haben, fühlen uns verantwortlich und möchten, dass die Dinge besonders gut funktionieren oder nichts schief geht. Die Prophet:innen zeigen uns durch ihre Geschichten, dass es auch einen Engel des Glaubens gibt. Wir müssen nicht alles regeln, nicht alles schon genau geplant und organisiert haben. Der Engel des Glaubens kann uns dabei helfen, offene Fragen zu klären, unsere Bedenken und Ängste zu äußern und Genauer darüber nachzudenken. Aber letztlich braucht es immer auch Vertrauen, um etwas Neues zu wagen.
Ich wünsche dir, dass der Engel des Glaubens bei dir ist, wenn dich Zweifel befallen oder wenn du dich hilflos fühlst gegenüber rationalen Erklärungen. Hab keine Angst vor dem Zweifel. Der Zweifel gehört zu uns.
Der Engel des Glaubens möge dich befreien vom Zwang, dich selbst zu beweisen, immer alles richtig zu machen oder deine Daseinsberechtigung durch gute Werke erkaufen zu wollen. Er möchte dich in die Welt Gottes hineinbegleiten, in der du jederzeit willkommen bist.
Anregung für den Tag:
Halte inne und denke nach, wann du das letzte Mal etwas Neues gewagt hast. Wie war es?
Adventimpuls, 09.12.2020
Lea Ströhle