„Am schlimmsten war es für mich, wenn ich zu einem sterbenskranken Menschen ins Zimmer gehen musste und einfach nicht wusste, was ich sagen soll. Da wollte ich so schnell raus, wie ich rein gegangen bin, “ erzählt Christian Pyttel. Er ist Diplomkrankenpfleger im Krankenhaus Reutte und Teilnehmer beim ersten Interprofessionellen Universitätslehrgang Palliative Care in Innsbruck.
Lehrgang für BegleiterInnen sterbender Menschen
Der Lehrgang startete erstmals Frühjahr 2011 und wird von der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft gemeinsam mit dem Institut für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (Iff) der Universtät Klagenfurt organisiert. Schwer Kranke und Sterbende bis zuletzt zu begleiten ist eine große Herausforderung für alle Betreuenden. Vielfach stoßen Betreuende dabei an die Grenzen. Sie sind mit dem Leiden und den existenziellen Ängsten der betroffenen Menschen, mit schwierigen Entscheidungen, aber auch mit Ohnmacht und Sprachlosigkeit konfrontiert.
Das Sterben hatte nichts mit mir zu tun
Christian Pyttel kennt diese Ängste und das Gefühl der Ohnmacht aus seinem Berufsalltag. „Der Lehrgang hat schon viel in mir verändert“, meint Christian Pyttel. „Bisher hatte das Sterben nichts, oder nicht viel, mit mir zu tun gehabt. Das war halt ‚die Arbeit‘. Im Zuge des Lehrgangs habe ich schon viel über existenzielle Fragen nachgedacht. Was kommt nachher, wie möchte ICH sterben, was könnte MIR dann noch wichtig sein? Das sind jetzt Fragen die mich sehr beschäftigen. Es ist gerade in meinem Beruf wichtig, sich diesen Fragen zu stellen, um anderen auch eine Hilfe sein zu können.“
Der Lehrgang umfasst 160 Stunden mit fachspezifischem Wissen über Palliative Care und intensiver Reflexion über die eigene Berufspraxis. Außerdem absolvieren die TeilnemerInnen ein Praktikum mit 40 Wochenstunden.
Kleine Veränderung große Wirkung
Aus der Summe der bereits gemachten Erfahrungen ist Christian Pyttel jetzt sehr motiviert, dem Sterben und Abschied Nehmen im Krankenhausalltag einen würdigeren Platz zu geben. Ein Einzelzimmer für sterbende Menschen, um die Privatsphäre zu schützen, darauf achten, dass letzte Wünsche in Erfüllung gehe können und den Angehörigen mehr Zeit für das Abschied nehmen ermöglichen. „Das sind nur einige Dinge die ich gerne verändern würde. Denn kleine Veränderungen haben oft schon große Wirkung.“