Hallo, bin ich jetzt beim mobilen Hospiz?

„Berührt von den Geheimnissen des Lebens und Sterbens“ Elisabeth Draxl

Aus dem Alltag des Mobilen Hospiz- und Palliativteams

Eine aufgeregte Stimme berichtet über einen kranken Vater, der schon lange an einer Krebserkrankung im Kieferbereich leide, nun zu Hause unerträgliche Schmerzen und Atemnot habe. Der Hausarzt sei nicht erreichbar und der Patient will unter keinen Umständen in die Klinik.

Wir brauchen Unterstützung

Kurz darauf folgt eine rasche Visite zusammen mit unserer Hospizärztin und ein Therapieplan wird erstellt. Auf der Hospizstation, die alle Ressourcen bereit stellt, kann ich mir die nötigen medizinischen Behelfe holen und über eine Leitung durch die Haut Herrn K. eine Schmerzpumpe anbringen, deren Medikamente zugleich atemberuhigend wirken. Nach vielen Informationen, Nachfragen und Einfühlen entspannen sich Herr K. und seine Tochter zunehmend. Herr K. beginnt zu erzählen und scherzt mit uns. Die Tochter meint erstaunt: „So habe ich ihn schon seit Wochen nicht mehr erlebt.“ Als Herr K. mit mir zu flirten beginnt, weiß ich, dass ich für heute gehen kann.

Papa reagiert nicht mehr

Um 23 Uhr läutet das Notfalltelefon erneut. Der Sohn von Herrn K. hat den Nachtdienst übernommen und wirkt sehr besorgt: „Papa reagiert nicht mehr und er atmet so eigenartig.“ Herr K. ist nun am Ende seiner Erkrankung angelangt. Er wird bald sterben. Aber in der vertrauten Umgebung wirkt er durch die Medikamente und wohl durch die Nähe seines Sohnes sehr entspannt und ruhig. Irgendwann habe ich das Gefühl, ich sollte die beiden in ihrer Intimität und Vertrautheit alleine lassen. Zwei Stunden später berichtet mir der Sohn am Telefon, dass sein Vater friedlich verstorben ist.

Letztendlich wird alles gut

In den frühen Morgenstunden waschen und betten wir Herrn K. gemeinsam in frische Wäsche, zünden eine Kerze mit seinem Namen an und schmücken das Totenbett mit Blumen. Die Angehörigen sind verständigt und so bleiben wir noch einen Augenblick gemeinsam verbunden und innig berührt vom Geheimnis des Lebens und des Sterbens. Dankbar für diese Begegnung, diese Nähe und dem Erleben einer Gewissheit: Letztendlich wird alles gut, verabschiede ich mich in den beginnenden Tag.

Elisabeth Draxl, Pflegedienstleitung Tiroler Hospiz-Gemeinschaft

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