Zu dieser Frage fanden sich im November 2010 neun ehrenamtliche MitarbeiterInnen der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft zu einem Seminar unter der Leitung von Susanne Jäger, Psychotherapeutin und Mitarbeiterin der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft zusammen.
Ziel war es, die eigene Motivation für das „Helfen“ zu beleuchten und Themen Raum zu geben, die im Alltag der Begleitung untergehen.
Diese Erfahrung nehme ich zum Anlass für folgende Gedanken:
Beim „Helfen“ geht es scheinbar ja immer um die anderen, um die, die Hilfe brauchen, die in Not sind. Und gerade wenn diese Not groß scheint, steigt in uns der Druck, helfen zu wollen – ja helfen zu müssen.
Aber was heißt „Helfen“ eigentlich? Wie kann man anderen helfen? Was ist für wen eine echte Hilfe?
Und wo bleiben wir selbst, wenn wir helfen? Wer hilft uns? Wer schaut auf unserer Bedürfnisse? Was passiert, wenn wir das eigene (zu) lange missachten oder beiseite schieben?
Nicht nur wenn man im Grenzbereich zwischen Leben und Tod arbeitet, wenn man mit Menschen arbeitet, die in Not sind – egal ob körperlich, seelisch, sozial oder spirituell, kann es geschehen, dass man in ein Fahrwasser gerät, in dem man zwar noch in der Rolle des Helfers/der Helferin ist, es dabei aber längst um eigene Bedürfnisse geht.
Die Anfangsfrage „Helfen – ein Schritt zum Ganzwerden?“ impliziert also nicht nur viele andere Fragen, sie enthält gleichzeitig schon den Ansatz einer Antwort: Die Motivation, warum wir helfen, könnte sein, dass wir versuchen unser Leben zu vervollständigen, ein Stück vom „Haben“ in Richtung „Sein“ zu wandern und dieses „Sein“ kann in der Begegnung zwischen Menschen geschehen.
Im Leid und in der Krise werden wir zurückgeworfen auf die „letzten Fragen“: Warum? Wohin? Wozu? Was bleibt?
In der Auseinandersetzung mit diesen Fragen drohen manche Menschen zu ver-zweifeln. Auch wenn „eindeutige“ Antworten auf diese „letzten Fragen“ eher selten sind, so bringen sie uns doch in Resonanz mit dem zutiefst Menschlichen, mit Themen, die über unsere irdische Existenz hinausweisen.
Welches Geschenk, sich mit solchen Fragen auseinandersetzen zu dürfen!
Susanne Jäger, Bildungsreferentin der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft