Anfang des Jahres kam eine noch sehr junge Frau zu uns ins Hospizhaus nach Hall, um ein Zimmer auf unserer Palliativstation zu beziehen. Schön war, dass in den darauffolgenden Tagen viele junge Familien mit ihren Kindern ins Hospizhaus kamen – das pure Leben.
Christiane hatte Krebs. Sie und ihr Partner Christoph wussten, dass sie nicht mehr lange leben würde. Trotzdem wollten sie noch heiraten. „Ich wollte noch ein Zeichen setzen“, erzählt Christoph: „Wir waren seit 19 Jahren ein Paar. Hin und wieder hatten wir über die Hochzeit gesprochen. Jetzt wollte ich mit Christiane noch ein Fest feiern.“ Weil es Christiane zusehends schlechter ging, musste alles sehr schnell gehen. „Am Freitag haben wir entschieden, dass wir am nächsten Tag heiraten werden“, erinnert sich Christoph.
Es ist, was es ist
Eine Freundin von Christiane kennt Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi. So kam es, dass er am 1. Februar 2020 Christoph und Christiane in ihrem Zimmer im Hospizhaus standesamtlich traute. Auf dem Weg ins Hospizhaus zur Trauung fragte er sich ein wenig bang, wie er diese Situation wohl meistern würde: „Mit einigen Tränen“, meint Georg Willi.
„Es war“, so Georg Willi, „eine besonders berührende Feier. Da stand eine bildhübsche junge Frau vor mir und ich wusste, dass sie nicht mehr lange leben wird. In dieser Situation die richtigen Worte zu finden, war schwierig.“ Erich Frieds Gedicht „Was es ist“ half ihm über die Wortlosigkeit hinweg.
Ein letztes gemeinsames Fest
In der Kapelle des Hospizhauses fand die kirchliche Hochzeit statt und im Anschluss feierte die Familie im Hospizcafé das Hochzeitsfest. Die Hilfe der ehrenamtlichen Hospizbegleiter*innen trug viel zum Gelingen dieser besonderen Hochzeit bei. „Trotz der traurigen Begleitumstände hat die Freude über die Hochzeit bei allen – und besonders bei Christiane – überwogen“, meint Christoph. „Es war schön, dass die ganze Familie zusammengekommen ist und gemeinsam gefeiert hat.“
Christiane ist am 6. Februar 2020 auf der Hospiz- und Palliativstation verstorben.
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