Ehrenamtliche Hospizausbildung in Osttirol. Und das in Corona Zeiten. Wie kann das gehen? Die Teilnehmer*innen schildern ihre Erfahrungen.
Am Anfang war viel Unsicherheit: Werden wir die Hospizausbildung trotz Corona durchführen können? Wie soll ein miteinander Lernen auf Abstand und mit Vermummung möglich sein? Wie können wir im Praktikum Menschen unter diesen widrigen Bedingungen begegnen?
Eine Reise zu uns selbst
Unsere gemeinsame Reise begann an einem verregneten, gemütlichen Septemberwochenende im Kloster Wernberg bei Villach. Wir näherten uns den Themen Trauer, Sterben, Tod und lernten uns dabei gut kennen. Wir, das ist ein kunterbunter Haufen unterschiedlichster Menschen, unterschiedlichsten Alters mit den unterschiedlichsten Lebensgeschichten. Unsere Kursbegleiterin Reinhilde nennt uns begeistert eine „Perlenkette“. An jenem Wochenende wagten wir auch den Beginn einer Reise zu uns selbst. Wir wissen gut, dass diese Reise nicht mit der Hospizausbildung enden wird, frühstens mit dem eigenen Tod. Wenn überhaupt. Jeder von uns ist dem Tod in seinen vielfältigen Facetten schon mehrmals im eigenen Leben begegnet. Und seit Corona sind Krankheit und Tod allgegenwärtig.
Corona ist lästig, macht traurig und fuchsteufelswild
Das ständige Maskentragen auch während der Hospizausbildung geht uns fürchterlich auf die Nerven. Wir sitzen meterweit voneinander entfernt und verstehen des anderen Genuschle hinter der Maske kaum. Wir müssen ständig aufpassen, dass wir uns in den Pausen nicht zu nahe kommen und uns vor jedem Seminar in der Nase herumbohren lassen. Corona ist auch während der Hospizausbildung lästig, macht traurig und fuchsteufelswild. Emotionen klar zu benennen, das haben wir im Kurs gelernt.
Und dennoch wurde herzhaft gelacht
Aber wir sind alle auch überaus dankbar, erfreut und glücklich, dass die Hospizausbildung überhaupt stattfinden konnte. Trotz widrigster Umstände haben uns unsere professionellen Vortragenden eben gerade dank ihres kreativen Potenzials viel Wertvolles gelehrt. Das meiste davon lief nicht über den Verstand, sondern ging direkt ins Herz und hat uns nachhaltig geprägt. Durch das erschwerte Sprechen mit den Masken haben wir gelernt, gut hinzuhören, und wir sind schon fast Profis in der nonverbalen Kommunikation, die verbale macht eh nur sieben Prozent aus! Wohl alle Außenstehenden wären überrascht, wenn nicht gar schockiert darüber, wie fröhlich und herzlich während der Ausbildung gelacht wird. Natürlich mit Maske und daher drohender Erstickungsgefahr. Ja, das Leben ist gefährlich.
Geht es nicht auch um das eigene ungelebte Leben?
In dieser sonderbaren Zeit der Krise erleben wir die Begegnungen in der Gruppe und die gemeinsame Auseinandersetzung mit den elementarsten Themen des Lebens als besonders heilsam. Manche unserer Freunde und Bekannten verstehen noch immer nicht, warum wir uns mit so etwas „Schwerem“ belasten. Dass uns in der Pension nichts „Leichteres“ einfällt oder wir neben unserer Arbeit nicht lieber etwas „für uns“ tun, können sie nicht nachvollziehen. Krankheit, Sterben und Trauer gehören zum Leben, ob wir wollen oder nicht. Aber steckt nicht hinter der allgegenwärtigen Angst vor dem Tod nicht auch die Angst vor der Konfrontation mit dem eigenen oft ungelebten Leben?
Menschen auf ihrem letzten Lebensweg zu begleiten ist weder heroisch noch romantisch. Was können wir schon tun für diese Menschen, die sich in der existenziellsten Krise ihres Lebens befinden?
Die Teilnehmer*innen der Ausbildung zur ehrenamtlichen Hospizbegleitung
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