„Ich kann nicht behaupten, dass das vor zehn Jahren bei mir anders war“, erzählt August Zabernigg, Oberarzt der Internen II am Bezirkskrankenhaus Kufstein: „So gut wie möglich habe ich immer versucht, das Sterben von mir wegzuschieben.“
Palliativmedizin kein Gipfelsieg?
Ganz allgemein habe die Palliativmedizin, also die medizinische Begleitung sterbender Menschen, unter den Ärzten und Ärztinnen keinen guten Stand. „Ich würde das mit einer Bergtour vergleichen“, meint August Zabernigg. „Die Palliativmedizin wird innerhalb der Medizin einfach nicht als Gipfelsieg wahrgenommen.“
Eine menschliche Herausforderung
Dass er das Sterben seiner PatientInnen ausklammerte, war für ihn auf Dauer nicht befriedigend: „Irgendwann kam bei mir dann das Gefühl, dass etwas in meinem Tun als Arzt nicht wirklich rund war.“ Der Lehrgang zum Diplom für Palliativmedizin der Tiroler Ärztekammer in Kooperation mit der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft war für August Zabernigg dann der Einstieg in einen „neuen Abschnitt innerhalb der Medizin.“ Die Palliativmedizin ist für ihn Herausforderung und inzwischen auch Gipfelsieg in zweifacher Hinsicht: „Einerseits auf medizinischer, andererseits, und das ist vielleicht noch bedeutender, auf menschlicher Ebene.“
Palliativmedizin braucht innere Haltung – auch zum Tod
In den nächsten drei bis fünf Jahren soll am Bezirkskrankenhaus Kufstein eine Palliativstation mit acht Betten eingerichtet werden – sehr zur Freude von August Zabernigg. „Eine Palliativstation wird ja nie aus wirtschaftlichen Überlegungen eingerichtet, weil das sehr teuer und personalintensiv ist. Um eine gut funktionierende Palliativstation zu betreiben, braucht es vielmehr ein Bekenntnis, eine bestimmte Einstellung und Haltung gegenüber dem sterbenden Menschen.“
Gelebtes Vorbild
Nachdem das Begleiten Sterbender schon immer Angelegenheit der Krankenschwestern und –pfleger war, „sind sie unglaublich dankbar für jede Weiterbildung und Unterstützung in diesem Fachbereich. Bei den Ärzten ist das anders“, meint der Mediziner. „Sie geben nicht gerne zu, dass sie irgendwo ein Defizit haben oder im Dunkeln tappen.“ Dennoch ist er zuversichtlich, dass immer mehr Ärzte und Ärztinnen offener gegenüber dem Thema werden.
Auf die Frage wie das gehen soll, meint August Zabernigg: „Einfach indem wir es ihnen vorleben.“
Weiterführende Links:
- Regionale Hospizgruppen
- Sterben – ein Mysterium?
- „Wollen Sie mich nicht fragen, wie ich meine Diagnose verkraftet habe?“
Unser Newsletter informiert Sie regelmäßig über unsere Arbeit. Jetzt anmelden!