Impuls von Christian Sint, Seelsorger, beim monatlichen Gebet für kranke Menschen, deren Angehörige und Pflegende am 4. Oktober 2019 in der Jesuitenkirche Innsbruck.
Unser heutiges Gebet fällt auf den 4. Oktober. Ein Zufall? Eine gute Fügung würde ich sagen. Es ist nämlich der Tag, an dem die Kirche den Heiligen Franz von Assisi feiert. Der große Heiliger des Mittelalters hinterließ bis heute große Spuren. Franz von Assisi – und das passt zum heutigen Gebet – war viele Jahre selbst krank. Er litt an Malaria und hatte eine schwere Augenkrankheit, die er aus Palästina mitgebracht hat und die zur völligen Erblindung führte. Mit 44 Jahren stirbt er.
Was mich an seinem Leben anspricht ist vieles. Im Zusammenhang mit seiner Krankheit berührt mich aber ein kleines Detail im Zugehen auf seinen Tod am 3. Oktober 1226. Er wünschte sich den Besuch von Frau Jakoba und dass sie ihm mitbringt: ein aschgraues Tuch, Kerzen, Linnen, ein kleines Kopfkissen. Und er wünschte sich auch, dass sie ihre Mandelkekse mitbringt, Mandelkekse, wie sie ihm bei seinen Besuchen in Rom bereitet wurden.
Mir gefällt: Franz von Assisi, der viel gefastet, tut sich was Gutes, gönnt sich den süßen Geschmack von Mandelkekse und die Gegenwart eines für ihn wertvollen Menschen.
Kranke Menschen haben – und da schlage ich einen Bogen in heute, in unsere Gegenwart – ihre Wünsche, ihre „Mandelkekse“. Ich denke an einen Patienten auf unserer Hospiz-Palliativstation, der sich trotz der Herbheit des nahenden Todes von mir Gitarrenspiel an seinem Bett wünschte. Die sanften Melodien ließen seine schon müden Augen noch einmal leuchten.
Ich denke an eine Patientin, die sich wünschte in die Natur hinausgeführt zu werden. Der Herbst mit seinen Blättern und seiner Klarheit nochmals zu spüren.
Vielleicht fällt ihnen – während sie mir jetzt zuhören – ein kranker Mensch ein: was er oder sie sich wünschte, was sie tun oder getan haben. Vielleicht war/ist nichts möglich und sie sagten sich: „Ich hätte alles Mögliche getan, nur um etwas tun zu können, die Not ein bisschen kleiner zu machen.“
Vielfach sitzen wir ohnmächtig, wie gelähmt da. Mit jemanden das Ungewisse, das Schwere aushalten, das sind auch „Mandelkekse“ – wenn auch bittere – aber von ganz besonderem Wert.
Wie immer es war oder ist, vergessen wir nicht auf die „Mandelkekse“. Vergessen wir nicht, dass durch meine schlichte Gegenwart, durch mein Dasein, durch kleine Aufmerksamkeiten, durch Gebete wie heute ein Stück Himmel in eine triste, schwere Situation kommen kann. Und vertrauen wir, dass Gott uns immer wieder Momente des Aufatmens, des süßen Geschmack, „Mandelkekse“ schenkt – trotz und inmitten der Krankheit.
Christian Sint, Seelsorger
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