Wenn wir den Menschen in kultureller Offenheit begegnen sollen, dann müssen wir zunächst einmal uns selbst wahrnehmen, müssen wahrnehmen, was unsere kulturelle Prägung, unsere Heimat ist.
Ein Bild dafür ist die so genannte Sonnenbrillenanalogie.
Menschen der Kultur A haben Arme, Beine, Körper, Kopf und – eine Sonnenbrille mit gelben Gläsern. Wenn sie in die Welt schauen, dann sehen sie gelbe Häuser, gelbe Straßen, gelbe Bäume. Menschen der Kultur B haben Arme, Beine, Körper, Kopf und – eine Sonnenbrille mit blauen Gläsern. Wenn sie in die Welt schauen, dann sehen sie blaue Häuser, blaue Straßen, blaue Bäume.
Wenn nun Menschen der Kultur A sich der Kultur B annähern wollen und sich, weil sie merken, dass in der Kultur B alle eine Sonnenbrille mit blauen Gläsern aufhaben, eine blaue Sonnenbrille aufsetzen, dann sehen sie … alles grün! Denn sie haben unter der neuen Sonnenbrille noch ihre eigene, gelbe Sonnenbrille auf. Solange in einer Gruppe A alle Brillen mit gleichen Gläsern aufhaben, entsteht kein Problem. Kommt nun einer mit einer andersfarbigen Brille aus der Kultur B, so wird die Gruppe A zunächst einmal amüsiert, neugierig oder irritiert feststellen, dass der andere eine komische Brille aufhat.
Die einen werden vielleicht erwarten, dass der „Neue“ seine Brille abnimmt (allerdings wird er dann ja auch nicht dasselbe sehen, sondern alles ohne Farbe …). Andere werden versuchen, sich die Brille des anderen aufzusetzen. Aber solange der Mensch der Gruppe A seine eigene Brille nicht wahrnimmt und (vorübergehend) absetzt, wird es zu keiner gelungenen, gemeinsamen Sichtweise kommen.
Ausschnitt aus dem Impulsreferat von Sr. Barbara Flad
Weiterführende Links:
- Regionalarbeit und Ehrenamt in der Tiroler Hospiz-Gemienschaft
- Sterben und Tod in verschiedenen Religionen
- “Jetzt geh ich ein paar Tage hinein” – Die Hospizstation als letzte Heimat
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