Oft wird verallgemeinernd davon ausgegangen, dass es zu einem guten Sterben gehöre, das Sterben zu akzeptieren. Ergebnisse einer Studie, die diese Annahme aus der Perspektive der Betroffenen untersucht hat, wurden vor kurzem in der Zeitschrift für Palliativmedizin publiziert.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Annahme, es sei für jeden Menschen gut, „loszulassen“, nicht zutreffend ist. Die Ergebnisse zeigen auch, dass dem Akzeptieren oder dem Nicht-Akzeptieren des Sterbens unterschiedliche Werthaltungen zugrunde liegen, dass die Haltung der Akzeptanz sich oft mehrmals verändert und mit der allgemeinen Lebenseinstellung eines Menschen zusammenhängt.
„Jemanden zuzuschreiben, er ,verdränge‘ den Tod, weil er ihn nicht akzeptiere, ist nicht immer zutreffend. […] Auch das Nichtakzeptieren kann eine Auseinandersetzung mit dem nahen Tod beinhalten.“
Vor diesem Hintergrund ist insbesondere die Empfehlung oder die Erwartung, sterbende Menschen – oder ihre Angehörigen – müssten „loslassen“, unangebracht. Vielmehr ist in einer Haltung der respektvollen Zuwendung immer individuell zu erfassen, was für einen Menschen passend ist und was er von der Umgebung braucht, um mit der Unausweichlichkeit des Todes auf seine eigene Weise umgehen zu können.
Dr. Elisabeth Medicus
Ärztliche Leitung, Tiroler Hospiz-Gemeinschaft
Quelle:
1. Ohnsorge, C. Rehmann-Sutter, N. Streeck, G. Widdershoven, H. Gudat:
Was bedeutet es, das eigene Sterben zu ‚akzeptieren‘?
Ergebnisse aus einer qualitativen Studie mit 62 Palliativpatientinnen und –patienten.
Zeitschrift für Palliativmedizin 2017/18: 144–151.