„Als ich noch Physiotherapeutin auf einer neurologischen Station war, kam ich ins Zimmer zu einem Mann, der einen Schlaganfall hatte. Der Mann lag im Bett und weinte“, erzählt Stefanie Gläser. Er war mit seiner Situation vollkommen überfordert. „Ich setzte mich zu dem Patienten ans Bett und hörte ihm einfach zu. Nachdem er seiner Traurigkeit und seiner Wut Luft gemacht hatte, war er soweit, mit mir zur Therapie zu kommen. Später wurde mir von einem Kollegen gesagt, dass wir Physiotherapeutinnen nicht zum Reden da sind.“
Am richtigen Ort angekommen
Stefanie Gläser ist seit Mai vergangenen Jahres Physiotherapeutin auf der Hospiz- und Palliativstation. Seit sie dort arbeitet, hat sie das Gefühl, richtig angekommen zu sein, weil es „hier nicht nur um das Körperliche geht. Jetzt kann ich mein Verständnis von Physiotherapie, nämlich den Menschen in seiner Ganzheit wahrzunehmen, voll und ganz verwirklichen“, meint Stefanie Gläser. Wenn jemand ein einschneidendes Erlebnis hat oder nicht mehr lange zu leben hat, kann man nicht mehr nur nach Normen oder einheitlichen Standards arbeiten. „Die Ziele müssen hier im Hospiz immer flexibel an den Menschen, seine Bedürfnisse und seine Tagesverfassung angepasst werden. Diese können sich auch schnell wieder ändern. Es geht nicht darum, wie viel Grad das Knie wieder gebeugt werden kann“, erzählt die leidenschaftliche Physiotherapeutin, „es geht hier meist um existenzielle Ziele: Schmerzlinderung, Mobilität, um beispielsweise selbständig auf die Toilette gehen zu können, ein paar Schritte alleine zu machen oder auch um sich abends mit Freunden zum Kartenspielen treffen zu können.“
Mit Leidenschaft für den Menschen
Was für andere belastend ist, weckt in ihr die Begeisterung für ihren Beruf. „Wenn ich mit schweren oder existenziellen Themen zu tun habe, dann wächst in mir die Leidenschaft, mich mit meiner ganzen Person auf mein Gegenüber einzulassen und mit meinen Erfahrungen und Kenntnissen den Patienten zu helfen.“
Über die Hospiz- und Palliativstation:
Auf der Hospiz- und Palliativstation mit 14 Betten in Innsbruck werden Schmerzen und andere Symptome wie Übelkeit oder Atemnot mit den Mitteln moderner Palliativmedizin und -pflege behandelt. Im Zentrum des Tuns steht das Wohl des ganzen Menschen. Das heißt, der Mensch wird mit seinen physischen, psychischen, sozialen und spirituellen Bedürfnissen begleitet.
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