Erfahrungen am Lebensende

Vor ein paar Tagen hat ein etwa 55jähriger Mann im Hospiz zu mir gesagt: „Dieser Krebs ist das größte Glück für mich. So habe ich Gelegenheit gehabt, die Scherben meines Lebens, das Chaos, das ich hinterlassen hätte, noch etwas aufzuräumen.“

Noch einmal leben vor dem Tod. Das ist das Motto der Hospizbewegung.

Wir leben in einer Zeit, in der es für Leiden und Sterben immer weniger Sinn-Deutungen gibt. In einer Zeit, in der man meint, sich durch Tatkraft und mit Hilfe von Technik und Sachverstand dessen entledigen zu können, was nicht passt, in einer Zeit, die immer auf der Suche nach den perfekten Lösungen ist.

Wir leben in einer Zeit, in der die Familien immer weniger in der Lage sind, in schwierigen Zeiten ein tragfähiges Netz zu bieten.

Wir leben in einer Zeit, in der mehr und mehr Menschen einen sozialen Tod sterben, bevor sie tatsächlich sterben: ob die Gesellschaft auf die Tatsache der Hochaltrigkeit eine menschenwürdige Antwort findet, ist eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit.

Wir können uns des Leidens nicht entledigen ohne das Leben abzuschaffen. Und das Sterben ist Teil des großen Abenteuers der menschlichen Entwicklung.

Aber wir können uns einsetzen gegen das unnötige Leid, das Menschen anderen Menschen zufügen. Wir können unseren Verstand und die Möglichkeiten der Medizin einsetzen gegen Schmerzen und Atemnot, manchmal auch gegen Angst und Depression. Und wir können uns einsetzen dafür, dass das Sterben ein Teil des Lebens ist, dass das Sterben im Leben geschieht, dass ein Mensch nicht den sozialen Tod sterben muss, bevor er den körperlichen stirbt.

Das Sterben als eine besonders kostbare Lebensphase würdigen, das will die Hospizbewegung:

Leiden lindern, Netze knüpfen, wo es keine gibt, Netze stärken, wenn sie zu zerreißen drohen, und Begegnung am Lebensende auch den Menschen ermöglichen, die niemanden sonst haben. Die Frage, wie wir eine Kultur der Freundschaft entwickeln können, wird dringlicher.

Hospiz als Idee, nicht so sehr als Einrichtung: In diesem Sinne will Hospiz Fluchtburg sein für das heimatlos gewordene Sterben in unserer Zeit.

Hospiz kann überall sein, wo Menschen sterben.

„Der Krebs ist zum größten Glückstreffer meines Lebens geworden.“ Das kann nur einer sagen, der gelernt hat, sich zu begreifen als Mensch, dessen Leben wertvoll ist bis zum letzten Augenblick, der gelernt hat, dass das, was er tut, von Bedeutung ist für andere, für die Welt, die er hinterlässt.

Er hat von uns nur den Rahmen gebraucht, damit er ohne Schmerzen das tun kann, was er für sich als richtig erkannt hat, das, was für ihn und die ihm zugehörigen Menschen wichtig ist, lebenswichtig. Er, der Patient, die Patientin, der leidende Mensch, ist unser Lehrer.

Cicely Saunders hat es so ausgedrückt:

„Du bist wichtig, weil du eben du bist.Du bist bis zum letzten Augenblick deines Lebens wichtig, und wir werden alles tun, damit du nicht nur in Frieden sterben, sondern auch leben kannst bis zuletzt.“

Elisabeth Medicus, im Oktober 2008

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