Palliative Sedierungstherapie – Chance und Herausforderung
Die Palliative Sedierungstherapie als Möglichkeit, schwer kranken Menschen in der letzten Lebensphase Linderung und Erleichterung zu verschaffen, war das Thema des Palliativforums am 9. Dezember 2010.
Dr. Christoph Gabl, Arzt der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft, arbeitete in seinem Vortrag heraus, dass die Sedierung schwer kranker Patientinnen und Patienten ein sinnvolles Mittel sein kann, wenn ein Leiden unerträglich und mit üblichen Mitteln nicht therapierbar, also therapierefraktär ist. Christoph Gabl legte Wert auf die Feststellung, dass die Palliative Sedierungstherapie eine Behandlung ist und nicht nur „Ruhigstellung“. Ihr Ziel ist die Symptomlinderung, eines der Grundprinzipien jeder palliativen Behandlung.
Einverständnis von Patient/in und Angehörigen
„Die Entscheidung, ob diese Therapie angewendet werden kann, beruht wie bei jeder anderen medizinischen Therapie auf zwei Pfeilern: Es braucht eine Indikation und es braucht das Einverständnis der kranken Person“, erklärte der Referent. Wenn die Patientin bzw. der Patient dieses Einverständnis nicht mehr geben kann und keine Patientenverfügung vorliegt, muss man den mutmaßlichen Patientenwillen berücksichtigen.
„Die Entscheidung für oder gegen eine Palliative Sedierungstherapie ist auch für die Angehörigen der kranken Person sehr wichtig, und sie sollten daher unbedingt einbezogen werden“, erklärte Christoph Gabl. Durch die Sedierung werde schließlich die Kommunikation verunmöglicht, „im Sinne von Palliative Care sind wir aber grundsätzlich immer darum bemüht, die Kommunikationsmöglichkeit aufrechtzuerhalten, wenn das möglich ist.“
Die letzte Möglichkeit
Man müsse sehr genau prüfen, warum man eine Palliative Sedierungstherapie in Erwägung ziehe, sagte Christoph Gabl: „Eine gewisse Gefahr liegt darin, dass man es macht, weil das Betreuungsteam oder die Angehörigen mit dem Leiden der kranken Person nicht mehr zurecht kommen, und nicht weil die Patientin bzw. der Patient selbst die Sedierung möchte.“ Die Palliative Sedierungstherapie sei die letzte Möglichkeit, die erst dann in Betracht gezogen werden solle, wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind. „Es gibt auch Patientinnen und Patienten, die auf jeden Fall wach sein wollen, und dafür auch sehr belastende Symptome in Kauf nehmen“, berichtete der Referent aus seiner Praxis.
Sterbephase nicht beschleunigen
In seinem Vortrag behandelte Christoph Gabl sehr ausführlich die ethische Komponente des Themas. Man müsse die Palliative Sedierungstherapie strikt von Euthanasie unterscheiden, betonte der Mediziner: „Diese Therapie hat nicht das Ziel, die Sterbephase zu beschleunigen.“ Es gebe auch in bisherigen Studien keinen Hinweis darauf, dass durch Palliative Sedierung die Lebenszeit verkürzt wird. Das sei auch eine wichtige Information für Betreuungsteams, die sich scheuen, Palliative Sedierungstherapie anzuwenden, aus Sorge, damit in einen ethischen Grenzbereich zu geraten.
„Wenn sich Betreuungsteams mit den Richtlinien genau auseinandersetzen, können sie erkennen, dass die Sedierung für manche ihrer palliativ betreuten Patientinnen und Patienten eine Möglichkeit ist“, sagte Christoph Gabl. Er möchte Ärztinnen und Ärzten Mut machen, diese Therapie auch außerhalb des Krankenhauses anzuwenden, wenn sie indiziert ist.
Sonja Prieth, Bildungsreferentin der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft
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