Palliativforum hat erfolgreich wieder gestartet

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Sylvia Jöbstl: „Medikamentenlisten müssen immer wieder durchforstet werden.“

Die medikamentöse Versorgung von alten Menschen war das Thema des ersten Palliativforums in diesem Semester am 8. Oktober. DGKS Sylvia Jöbstl und Dr. Markus Gosch zeigten verschiedene Aspekte aus Pflege und Medizin auf und schilderten unter anderem, dass viele alte Menschen zu viele, aber gleichzeitig auch zu wenig Medikamente erhalten.

Tropfen statt Tabletten

Die Problematik beginne bei alten Menschen sehr oft damit, dass sie zum Beispiel mit der Einnahme überfordert sind, erklärte Sylvia Jöbstl. Sie war mehrere Jahre lang in einem Altenheim tätig und arbeitet nun auf der Hospiz- und Palliativstation der THG. „Oft wird die Zahl der Medikamente unüberschaubar. Es kann auch sein, dass alte Menschen Tabletten nicht mehr schlucken können oder dass sie sie aus Überforderung einfach nicht mehr einnehmen wollen und stattdessen damit die Blumen gießen“, schilderte die Diplomschwester.  Manchmal seien Tropfen leichter einzunehmen als Tabletten, generell sei immer wieder zu überprüfen, ob einzelne Medikamente überhaupt noch gebraucht würden.

Sylvia Jöbstl plädiert für interprofessionelle Zusammenarbeit
Sylvia Jöbstl plädiert für interprofessionelle Zusammenarbeit

Sie betonte die wichtige Rolle, die das Pflegepersonal etwa im Altenheim in diesem Zusammenhang hat: „Wir verbringen sehr viel mehr Zeit mit den Menschen als der Arzt oder die Ärztin. Daher ist es sehr wichtig, dass wir unsere Wahrnehmung genau weitermelden. Die Behandlung, die Ärzte und Ärztinnen verordnen, kann viel differenzierter sein, wenn sie von uns gut informiert werden.“ Umgekehrt sei es auch notwendig, dass Ärzte und Ärztinnen das Pflegepersonal über ihre Vorgehensweise aufklären.

Markus Gosch: „Polypharmazie ist ein ernstes Problem.“
Markus Gosch: „Polypharmazie ist ein ernstes Problem.“

Der Internist Markus Gosch ging in seinem Vortrag unter anderem auf die Problematik der Polypharmazie ein, also der Einnahme von vielen verschiedenen Medikamenten. Er zitierte eine Studie aus den USA, die ergeben hat, dass pro Jahr 106.000 Menschen durch unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen sterben. Für Deutschland wird die Zahl auf 57.000 Todesfälle geschätzt, für Österreich eine Größenordnung von rund 5.000 angenommen. „50% dieser Todesfälle werden als vermeidbar eingestuft“, führte Markus Gosch aus.

Zu viel und doch zu wenig

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein/e PatientIn medikamentös unterversorgt ist, steigt einer Untersuchung zufolge mit der Anzahl der Medikamente, die er/sie einnimmt bzw. einnehmen sollte. „Wir sehen häufig, dass ‚zu viel‘ gleichzeitig ‚zu wenig‘ bedeutet“, erklärte Markus Gosch und erinnerte abschließend daran, dass „mit jedem Medikament das Risiko steigt“. Man dürfe mit Medikamenten nicht leichtfertig umgehen und müsse sich bewusst sein, dass Medikamenteneinnahme ein Eingriff in den Körper ist – ähnlich wie eine Operation, wenn auch weniger offensichtlich.

Das Palliativforum: Treffpunkt für Fachleute aus verschiedenen medizinischen Berufen
Das Palliativforum: Treffpunkt für Fachleute aus verschiedenen medizinischen Berufen

Beim nächsten Palliativforum referiert Dr. Christoph Gabl, Arzt der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft, zum Thema „Opioide – neue Erkenntnisse über Grundlagen, Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten“: Donnerstag, 12. November 2009, 19:30 Uhr, Vortragssaal des Sanatoriums Kettenbrücke, Sennstraße 1, Innsbruck

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