„Manche behandelten mich, als hätte ich die Pest“ sagt ein in Tirol lebender HIV-infizierter Mensch. Beim monatlichen Gottesdienst für die Kranken am 3. Dezember in der Innsbrucker Jesuitenkirche wurden Menschen mit HIV Erkrankungen Raum gegeben. Der Weltaidstag war für Christian Sint, Seelsorger an der Hospiz- und Palliativstation, Ausganspunkt seiner Predigt. Es wurden Zitate – anonymisiert – von zwei mit HIV infizierten Menschen verlesen.
Mehr als die Krankheit schmerzt viele gesellschaftlich ausgegrenzt zu sein. Ganz zu schweigen von moralischen Argumenten, die bei dieser Erkrankung vielfach mitschwingen. Dank des medizinischen Fortschritts ist die einst todbringende Krankheit Aids zu einer chronischen Krankheit geworden. Mit ihr kann man bei guter medizinischer Behandlung heute lange leben. „Die größte Herausforderung für die Betroffenen ist heute die Diskriminierung in der Öffentlichkeit“, sagt Dr. Fritz Auul von der Aidshilfe Tirol. Nach Angaben von Unaids leben weltweit 36,7 Millionen Menschen mit einem HIV Infektion. 25,5 Millionen allein in Afrika. In Tirol sind es derzeit knapp 1300 Menschen. Die Krankheit betrifft inzwischen alle Menschen, unabhängig von ihren sexuellen Orientierungen und Identitäten.
„Positiv zusammenleben“ ist das Motto des Weltaidstages. Eine Vision, die vor über 2500 Jahren auch der Prophet Jesaja in seiner bildlichen Sprache hat: „Da wohnt der Wolf beim Lamm, der Panther liegt bei Böcklein, Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge kann sie hüten. Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter, das Kind streckt seine Hand in die Höhle der Schlange. Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg…“
Es gibt in Tirol – Gott sei Dank- viele kleine Orte, wo die Vision des „positiven Zusammenlebens“ gelebt wird. Die Aidshilfe Tirol ist einer. Orte der Annahme, der Beratung und Begleitung, Orte der Gemeinschaft sind heilsam für Menschen mit HIV, für alle Menschen.
Christian Sint, Seelsorger auf der Hospiz- und Palliativstation