Wer inne hält, erhält inneren Halt. Vielleicht gerade in diesen herausfordernden Zeiten noch einmal wichtiger?
Ein Platz zum Innehalten kann ein TrauerRaum sein. Am Seefelder Plateau hatte man heuer vierzehn Tage lang, von 24. Oktober bis 7. November, in der Pfarrkirche St. Oswald im Kapitelsaal sowie in allen weiteren Pfarren des Seelsorgeraumes Seefelder Plateau die Möglichkeit, seiner ganz persönlichen Trauer Raum und Zeit zu schenken.
Eröffnet wurde der TrauerRaum in Seefeld mit einer feierlichen, sehr berührenden Gedenkmesse für Sternenkinder. Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind, wurde an allen Orten ein besonderer Platz eingeräumt.
Von mir erwartet,
von mir getragen
in mir gewachsen
ein kleines Wunder
von mir geboren
und von mir gegangen
von mir gehalten
in großem Schmerz
von mir begraben
unendlich betrauert
von mir
losgelassendoch niemals
vergessen
Während der Öffnungszeitraumes der TrauerRäume hatten die Besucher*innen die Möglichkeit einen Stern als Andenken für ihr Sternenkind beschriften zu lassen. Die persönlich gravierten Sterne werden von der Gemeinde Seefeld an der Gedenkstätte für verstorbene Kinder am Friedhof Seefeld angebracht.
Hoffnung und Zuversicht konnte durch ein buntes Band, gebunden an einen Baum oder das Entzünden einer Kerze ausgedrückt werden.
Die vielen brennenden Kerzen zeigten jeden Abend, wie bedeutend und wichtig Hoffnung und Zuversicht ist.
Aus Steinen können Stufen werden. Für das Schwere im Leben konnten Steine in eine Schüssel mit Wasser gelegt werden.
Zum Erinnern an unsere lieben Verstorbenen und dabei einen Blick in den Spiegel zu werfen, hat die Pfarre Oberleutasch ihre Besucher*innen eingeladen.
„So lange wir leben, werden auch sie leben,
denn sie sind nun ein Teil von uns –
wenn wir uns erinnern“
Jüdisches Gedicht
Viele bunte Zettel bekräftigen, wie gut es tut, seine Klagen, Bitten oder Kummer nieder zu schreiben und in die Klagemauer stecken.
Kinder waren willkommen und konnten sich mit der schönen Geschichte „Baum der Erinnerung“ kindgerecht mit dem Thema Sterben, Abschied nehmen und Tod auseinandersetzen. Gemeinsam erinnern sich die Waldtiere an schöne Erlebnisse mit ihrem verstorbenen Freund.
In Scharnitz konnten die Kinder (und auch Erwachsene) einen Glasstern mit nach Hause nehmen. Der Sterngucker soll daran erinnern, dass wenn ich nachts nicht schlafen kann oder, wenn ich einmal traurig bin, die Sterne in der Himmelswelt funkeln im Dunkeln. (Auszug aus einem Gedicht von E. Bräunling)
Pfarrkirche ScharnitzIn Seefeld und in Unterleutasch gab es einen Schmunzelstein, der eingesteckt, an trüben Tagen einem sagen möchte, nach Regen kommt wieder Sonnenschein.
Erinnerungen bleiben, auch wenn man einen geliebten Menschen verliert. Für alle Menschen, die für immer in Erinnerung bleiben sollen, konnte man einen bunten Engel in Oberleutasch und bunte Blätter in Seefeld auf den Baum der Hoffnung hängen.
Das Leben ist ein Mosaik – der eigene Lebensweg mal bunt und dann wieder grau. „Hab aufgehört und wieder begonnen. Bin abgestürzt und hatte Glück. So fügt es sich zusammen. Das Leben ist ein Mosaik“, singt Howard Carpendale.
In einem feierliche Ritual, Covid-bedingt in kleinem Rahmen wurden die Zettel aus der Klagemauer verbrannt und die Asche sowie die Steine für das schwere im Leben dem Wasser der Isar übergeben.
Das Hospizteam Seefelder Plateau möchte sich bei allen Pfarren und insbesondere bei der Pfarre Seefeld für die für die Gastfreundschaft und Räumlichkeiten bedanken. Ein Vergelt’s Gott allen Spender*innen.
Einen großen Dank an die Gemeinde Seefeld, die uns die Sterne zur Gravur für die Sternenkinder zur Verfügung gestellt hat sowie an Andrea Teferle, die die Beschriftung übernommen hat.
Das Hospizteam Seefelder Plateau und die Pfarren Mösern, Reith, Unterleutasch, Oberleutasch und Scharnitz bedanken sich bei allen Besucher*innen für ihr Kommen, Verweilen und Innehalten.
Danke an all die helfenden Hände im Hospizteam Seefelder Plateau sowie in allen Pfarren, die mit ihrem großen Engagement mit viel Herz diese wunderbaren vierzehn Tage ermöglicht haben.
Katrin Gerger / Tiroler Hospiz-Gemeinschaft
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