Heute treffe ich „den Halleluja singenden Walter“ vor dem Bahnhof. Er sitzt trotz Kälte in kurzen Hosen, barfuß und mit seinem Marienwein in der Hand da.
Seine Beine sind voll Blut mit eiternden, offenen Stellen. Um den rechten Fuß hat er sich ein Plastiksackerl gewickelt. „Trotz aller selbstverordneten ‚Urinkuren‘, Massagen und Gebet verschlechtert sich mein Zustand“, erzählt er. „Die Polizei hat mir heute meinen Marienwein weggenommen, weil ich Alkoholiker sei. Pah, bei den zwei, drei Litern Wein. Lächerlich!“
Wir setzen uns auf die Straße und ich versorge seine Beine mit dem Nötigsten. Der laufende Menschenstrom um uns reagiert irritiert. Walter ist ein fröhlicher, geselliger Mensch, aber heute bemerke ich zum ersten Mal Tränen in seinen Augen. Er erinnert sich an seine große Liebe Maria. „Und danke für alles“, meint er beim Gehen.
Elisabeth Draxl, Diplomkrankenpflegerin Hospizarbeit am Rande der Gesellschaft
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