Tabus sollen uns schützen: vor Gefahr, vor Extremen. Sie bringen aber auch etwas mit sich, das den Umgang mit ihnen erschwert: Schweigen, Wegschauen, Ignorieren.
Was aber, wenn das Tabu nicht mehr vor der Gefahr schützt und trotzdem geschwiegen wird und weggeschaut und ignoriert.
So ist dies auch häufig beim Thema „Suizid“.
Unter dieser Dynamik leiden besonders Hinterbliebene, die jemanden durch Suizid verloren haben. Mit ihrer Trauer, ihrem Schmerz, ihrem Leiden und ihren Schuldgefühlen bleiben sie allzu häufig alleine. Zu Ihrem Verlust erleben sie zusätzlich Isolation.
Um dieser Not einen Raum zu geben, veranstalten die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft, das Haus der Begegnung und die Gesellschaft für Psychische Gesundheit-pro mente Tirol alle zwei Jahre eine Tagung zum Thema Suizid, die sich in erster Linie an direkt betroffenen Personen, aber auch an Fachleute und Interessierte richtet.
Eine Woche nach Allerseelen, am 7.11.2009, war es wieder so weit: gut 100 Personen nahmen an den Vorträgen von Univ. Prof. Dr. E. Deisenhammer, Mag. R. Seibl und Mag. C. Heil am Vormittag teil und tauschten sich in Work shops am Nachmittag in kleineren Gruppen aus.
Die Betroffenheit und Berührtheit war groß, als noch immer 60 Personen am Ende des Tages gemeinsam ein Ritual zum Gedenken an ihre Verstorbenen erlebten: Gemeinsam wurden die verstorbenen Menschen gesegnet und ihrer durch Entzünden vieler Kerzen gedacht.