Eine schwere oder unheilbare Krankheit zu haben, bedeutet fast zwangsläufig, sich mit der Frage nach dem Sinn konfrontiert zu sehen. Heilen kann man im Palliativbereich nicht mehr. Der Begriff des Heilens müsse hier anders definiert werden, regte Dr. Elisabeth Medicus in ihren einleitenden Worten an: „Heilen heißt in diesem Zusammenhang, Weichen zu stellen, damit in den betroffenen Menschen etwas heil werden kann.“
Kopflastige Körpermedizin
Auf Grund der enormen Entwicklung der Naturwissenschaften hat sich während der letzten Jahrzehnte eine High-Tech-Medizin entwickelt. Eine Medizin, die nach Ansicht von Prof. Dr. Paul König von der ursprünglichen Heilkunst auf eine kopflastige Körpermedizin reduziert wurde und somit den Körper von den menschlichen Dimensionen Geist und Seele getrennt hat. „Diagnosen werden mit Hilfe von Laborparametern, bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Sonographie etc. erstellt und die tatsächliche Geschichte des Kranken wird längst nicht mehr in ihrer umfassenden Bedeutung wahrgenommen. Die Befindlichkeit des Patienten ist nicht mehr das Grundanliegen des Heilens“, führte der Internist und Psychotherapeut aus.
Die Dimensionen Angst, Leid, Verzweiflung, Hoffnung, Verstehen und Verstandenwerden seien in den Heilungsprozess nicht mehr bewusst integriert. Gerade Angst und Verzweiflung, die situationsbedingt oft einfach dazugehören, würden oft als pathologische „Depression“ abgetan und medikamentös unterdrückt, anstatt sie aktiv zu bearbeiten.
Krankheit – Kranksein, Verzweiflung – Sinn
„Aspekte der Hoffnung werden zerstört, weil die Angst vor den wissenschaftlich prophezeiten Katastrophen größer ist, als das Vertrauen und die Liebe zum Leben. Solange Krankheit anstelle von Kranksein unser Heilen beherrscht, hat das Wesen Mensch keine tragende Rolle in unserem Tun und die Dimensionen Geist und Seele, die dem Kranksein Sinn geben können, bleiben vom Genesungsprozess ausgeschlossen. Nur der achtsame Umgang mit allen drei Dimensionen kann zum Heilsein führen, das auch den Tod beinhaltet.“
Weiterführende Links:
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Rituale – Haltegriffe in der Dunkelheit und Brücken zum Himmel
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