Eindrücke einer Medizinstudentin aus einem Praktikum beim Mobilen Hospiz- und Palliativteam
Lucia Buchner hat diesen Praktikumsbericht verfasst. Sie ist Medizinstudentin und machte das verpflichtende Pflegepraktikum beim Mobilen Hospiz-und Palliativteam der TirolerHospiz-Gemeinschaft.
Herr H. hat eine schwere Lungenerkrankung und ist nach zahlreichen Krankenhausaufenthalten wieder zu Hause, wo er von seiner Frau gepflegt wird. Außerdem wird er vom Mobilen Hospiz- und Palliativteam einmal wöchentlich betreut. Die 24-Stunden-Rufbereitschaft, die das Mobile
Palliativteam anbietet, gibt ihm und seiner Frau zusätzlich Sicherheit.
Trotz seiner Lungenerkrankung, die keine Hoffnung auf Besserung zulässt, ist Herr H. guter Dinge. Er lebt gerne, wie er sagt, und man müsse halt das Beste aus den Umständen machen. Die Krankheit habe er sich teilweise selbst zuzuschreiben: „Brav gfolgt ho i natürlich a nit imma“, sagt er mit einem Augenzwinkern, er war starker Raucher, bis die Sauerstoffmaske das Rauchen endgültig unmöglich machte.
Besonders wichtig ist für ihn ein Gefühl der Sicherheit: „I woa schon imma a nervösa Binggl, homb ma de Ärzte a gsogg.“ Er braucht die Medikamente und Notrufnummern griffbereit, besonders wenn seine Frau nicht da ist.
„Nur“ zum Reden da sein?
Ich spüre eine gewisse Spannung, als ich zur vereinbarten Zeit an der Haustür läute. Während das letzte Mal „etwas zu tun“ war und ich mehr oder weniger der Hospizärztin zuschaute und ein bisschen mitredete, komme ich dieses Mal „nur zum Reden“, eine Rolle, mit der ich mich oft sehr schwer getan habe. Doch das Ehepaar H. begrüßt mich gleich sehr freundlich und ich habe nicht das Gefühl zu stören.
Als Person ernst genommen
Für ihn sei das Wichtigste im Bezug auf ÄrztInnen, dass sie ihn als Person ernst nehmen. Sie sollen ihn anschauen und ihm zuhören (auch wenn bei Visiten oft nur wenig Zeit ist), und nicht nur auf ihren Laptop oder irgendwelche Listen schauen.
Der Unterschied zwischen Wissen und Fühlen
Der nächste Termin entfällt, weil es Herrn H. sehr schlecht geht, und einige Tage später bekomme ich den Anruf, dass er verstorben ist. Obwohl ich von Anfang an mit dieser Möglichkeit rechnen musste, überrascht bzw. bestürzt mich die Nachricht. Der Tod ist so endgültig, so plötzlich, für mich so wenig greifbar. Wenn ich an Herrn H. denke, sitzt er immer noch mit seiner Sauerstoffmaske auf der Couch und lächelt, erzählt …
Es gibt bei mir noch einen Unterschied zwischen Wissen und Fühlen.