Anni Hochrainer, langjährige ehrenamtliche Mitarbeiterin, ist am 20.12.2013 nach zweijähriger Krankheit verstorben. Ein Nachruf von Christian Sint, Seelsorger und Koordinator ehrenamtlicher MitabeiterInnen an der Hospizstation.
„O Heiland reiß die Himmel auf, herab herab vom Himmel lauf“. Zwei Tage vor ihrem Sterben haben Ulli Reitmeir, Sozialarbeiterin, und ich, Christian Sint mit Anni dieses adventliche Lied gesungen. Anni konnte die Worte nicht mehr sprechen. Aber sie hat mitgesungen.
Und nach den sechs Strophen hat sie dieses Lied lange nachgesummt. Mir kam vor als würde sie sich in den Himmel hineinsingen. Dieser Himmel hat sich für Anni nun aufgetan. Und dieser Himmel – den sie so sehr ersehnt hat – sei ihr jetzt von Herzen vergönnt.Anni Hochrainer war über viele viele Jahre ehrenamtliche Mitarbeiterin am stationären Hospiz. Sie war es mit Leib und Seele. Ein zutiefst hospizlicher Mensch. Eine „Stewardess Gottes“, die viele Menschen bei ihrem Landeflug in die Ewigkeit begleiten hat. Sie hat es getan mit ihrer Erfahrung als Krankenschwester, mit ihrer feinfühligen, gewinnenden Art und mit Gesang. Anni hatte ein unwahrscheinlichen Schatz an Liedern und Sprüche für alle Lebenslagen.
Anni hat die Gemeinschaft der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen sehr geschätzt. Sie ist unsere Mitarbeiterin geblieben, auch und gerade in den Tagen der Krankheit, wo sie selbst – für mich beispielgebend – den schweren Weg gehen musste von der tüchtig Helfenden zu einer selbst betroffenen, zu einer auf Hilfe angewiesenen Patientin. Geduldig, die Krankheit schrittweise annehmend ging sie diesen Weg aus dem Glauben. Den Weg den viele gehen müssen. Den Weg des Abstiegs in die eigene Armut und zugleich ein Angewiesensein auf andere, auf den Herrgott.
Anni fühlte sich bis zum letzten Tag mit der Hospizgemeinschaft verbunden. Das drückte sich aus, indem sie uns am Telefon, beim Verabschieden regelrecht auftrug: „Und grüße mir alle am Hospiz“. Im Protokoll der Stationssitzung am 12.12 dieses Jahres steht noch: „Anni Hochrainer lässt alle grüßen“.
In den Tagen ihres Sterbens schrieb mir eine ehrenamtliche Mitarbeiterin: „Anni wird auch weiterhin unsere Mitarbeiterin sein. Sie begleitet uns von der anderen Seite her.“ Ich weiß Anni, du begleitest uns jetzt mit Gesang vom Himmel. Du begleitest deine Familie und alle Menschen in Not.
Vergelts Gott für Dein Leben, Lieben und Leiden. Begleite uns bei unserer eigenen Landung in der Ewigkeit. Singe, summe, damit der Heiland den Himmel immer wieder aufreiße, an Weihnachten und an allen Tagen des Jahres.
Christian Sint, Seelsorge auf der Hospiz- und Palliativstation Innsbruck