„Wenn man 20 Jahre lang bis zu 850 Meter unter Tag arbeitet, dann erfährt man, was Kameradschaft bedeutet“, erzählte Willi Essers.
Der Niederländer, der seit 1985 mit seiner Frau in der Innsbrucker Lohbachsiedlung lebte, hat seine Arbeit im Kohlebergwerk geliebt. Teilweise musste er in nur 40 cm hohen Schächten arbeiten. „Angst hatte ich nie, aber unter Tag ist jeder von jedem abhängig und jeder für jeden verantwortlich. Das lässt Freundschaften entstehen, wie ich sie vor- und nachher niemals wieder erlebt habe.“
Willi überlebte alle seine Kameraden
Dass Willi fast 89 Jahre alt wurde, gleicht einem Wunder. Die meisten seiner Bergwerkskameraden sind zwischen ihrem 50. und 60. Lebensjahr gestorben. Die vielen Jahre unter Tag hatten aber auch bei ihm Spuren hinterlassen. Willi hatte eine Staublunge, sein Lungengewebe hatte sich krankhaft verändert, weil er jahrzehntelang anorganischen Staub eingeatmet hatte. Der Staub verursachte mit den Jahren massive Atemnot.
Seine große Liebe fand Willi in Tirol
Rund um den Jahreswechsel ging es Willi zusehends schlechter und er musste wegen Atemnot ins Krankenhaus. Reingard, seine Frau, wollte ihn aber wieder nach Hause holen. „Was die tun, können wir auch“, meinte sie und kontaktierte das Mobile Palliativteam. „Für Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen können harmlose Infekte schnell gefährlich werden“, erklärt Roland Klinger, Diplomkrankenpfleger im Mobilen Palliativteam. In regelmäßigen Abständen kam das Team zu den Essers nach Hause, um den Gesundheitszustand von Willi Essers im Auge behalten zu können. Die 24-Stunden-Rufbereitschaft des Mobilen Palliativteams gab den beiden zusätzliche Sicherheit. Seine besten Freunde und sein größtes Hobby, das Sammeln von Mineralien, hatte Willi unter Tag gefunden. „Meine bestes Stück, meine große Liebe Reingard“, meinte er augenzwinkernd, „hab ich aber über Tag in Stans in Tirol gefunden.“
Willi Essers ist im vergangenen Juni gestorben.
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Den Kurzfilm „Willi und Reingard – Mobiles Hospiz Tirol“ können Sie hier anschauen!
