Omas, Opas, ältere Menschen sind ungemein wichtig für die nächsten Generationen. Ich erinnere mich an den Besuch von drei Enkeln bei ihrer Oma Herta. Groß waren sie, die jungen Burschen, „lange Lackeln“ und an einigen Stellen tätowiert. An einem Tag kam der eine, am nächsten Tag der andere Enkel. Neugierig fragte ich einen von ihnen: „Warum besucht ihr so fleißig eure Oma?“ Die Antwort kam prompt: „Die Oma versteht mich. Sie weiß fast alles von mir. Während die Mama und Papa zur Arbeit gehen mussten, hat sie viel Zeit mit uns verbracht. Sie war auch nicht so streng wie die Eltern. Für sie, die arm aufwuchs, war nichts im Leben selbstverständlich. Sie war für alles so dankbar.“
Als ihre Oma dann starb, haben wir bei der Verabschiedungsfeier in ihrem Zimmer auf ihr reiches Leben zurückgeblickt. Geschichten aus ihrem Leben wurden erzählt. Schließlich haben wir ihre abgeschundenen Hände gesegnet. „Mit diesen Händen hat sie nach Ende des Zweiten Weltkrieges sechs Kartoffeln für sich und ihre Geschwister auf dem Feld gestohlen“, wusste einer der „langen Lackeln“ schelmisch zu erzählen. Von ihrem Gesicht ging ein tiefer Friede, Ruhe, Dankbarkeit aus. Über den Tod hinaus.
Christian Sint,
Seelsorger an der Hospiz und Palliativstation Innsbruck
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