Im Hospiz- und Palliativbereich erfahren wir täglich, dass unser aller Leben begrenzt ist. Jede/r muss mit persönlichen, gesundheitlichen, beruflichen Grenzen leben und umgehen lernen. Was dies konkret bedeutet, erleben wir seit knapp einem Jahr auch durch die Pandemie noch einmal anders, näher, bewusster, direkter. So sind wir alle mit ganz unterschiedlichen Aspekten begrenzter Möglichkeiten konfrontiert.
Es war der 15. März 2020, 11.00 Uhr. Ich saß in einem Innsbrucker Café, nahm soeben den ersten Schluck Kaffee. Plötzlich kam die Kellnerin auf mich zu und meinte: „Ich muss jetzt schon kassieren. Wir haben ab jetzt Ausgangssperre. Das wurde soeben vom Tiroler Landeshauptmann angeordnet“. Ausgangssperre – als ich das Wort hörte, meinte ich in einem fremden Film zu sein. Ich zahlte und fuhr heim. Seit diesem Moment und in den weiteren Tagen und Wochen des Lockdowns wurde mir hautnah bewusst: Du kannst nicht mehr alles tun. Das Leben, die Freiheit, der Fortschritt – alles hat Grenzen. (Christian)
Parallel dazu begleitet mich ein Artikel der Theologin Veronika Prüller-Jagenteufel, die vor einigen Jahren ihre Gedanken zu Grenzen und Begrenzungen niedergeschrieben hatte. Besonders ihre Aussage „durch die Grenze entsteht Raum“ bewegt mich und der Aspekt, dass gerade erst und auch durch Begrenzungen – wie z.B. unsere Haut – (Lebens-)Räume, Konturen, Klarheiten, Kontaktmöglichkeiten entstehen. (Romana)
Auf unsere menschlichen Grenzen und begrenzten Möglichkeiten im Leben werden wir auch jetzt zu Beginn der Fastenzeit besonders hingewiesen: Asche ist seit jeher ein Symbol der Endlichkeit, der Vergänglichkeit, der Begrenzung. Zugleich dient Asche der Reinigung und steht für Fruchbarkeit und Neubeginn.
Wenn wir am Aschermittwoch Asche berühren, uns mit Asche bekreuzigen, dann ist dies eine Einladung uns – in, durch alle Grenzen und Begrenzungen hindurch – reinigen, verwandeln, verändern zu lassen. Wir sind in den kommenden 40 Tagen wieder eingeladen, unseren begrenzten, weltlichen, irdischen Blick zu weiten und uns bewusst und vertrauensvoll (auch) auf die göttliche Dimension hin auszurichten.
Gebet, das beim Empfang des Aschenkreuzes gesprochen werden kann:
Der Gott des Lebens, der uns in allem annimmt, liebt und erlöst, möge dir helfen, in und mit Grenzen und Begrenzungen zu leben. Die göttliche Kraft möge dich begleiten auf dem Weg durch diese Fastenzeit, auf Ostern hin.
Fastenimpuls Mittwoch, 17. Februar 2021
Romana Thurnes, Christian Sint, Seelsorger