Am Abend der Nacht der Tausend Lichter kam ich mit einer Frau im TrauerRaum im Widum Mayrhofen ins Gespräch. Sie wusste nicht so recht, erzählte sie, was sie sich unter einem TrauerRaum vorstellen sollte und ob sie da richtig wäre, weil so richtig trauert sie ja gar nicht. Gestorben ist nämlich glücklicherweise niemand in ihrem engeren Umfeld dieses Jahr. Im Lauf des Gesprächs erzählte sie mir, dass ihr Sohn mit seiner Familie und somit auch ihren beiden Enkelkindern heuer aus Tirol weggezogen ist. Das macht sie schon sehr traurig. Während sie diese Worte aussprach wurde ihr auf einmal bewusst, dass Trauer nicht nur in einem ist, wenn jemand stirbt. Sie war so dankbar, dass sie hier endlich etwas aussprechen konnte, was ihr bisher nicht möglich war und sie meinte, „jetzt zünde ich gleich noch ein Kerzel an“.
Zum fünften Mal schon war das Hospizteam Zillertal zu Gast im Widum in Mayrhofen und gestaltete in der Zeit von 31. Oktober bis 8. November den TrauerRaum. Einen Ort der Trauer, der Stille der Tränen und gleichzeitig ein Ort des Trostes, der Hoffnung und Zuversicht.
In einer schnelllebigen Zeit soll der TrauerRaum Zeit und Raum für seine eigene Trauer, seine Gedanken, seine Befürchtungen, aber auch seine Wünsche und Hoffnungen öffnen. „Wer inne hält, erhält Innen halt“, Innehalten für die Ruhe und das wieder zu sich selbst finden, in stressigen Zeiten. Innen halt, heißt aber auch Haltung bekommen – wer innehält, bestärkt auch seine eigene Haltung, dazu wollte und sollte der Sessel erinnern.
Unser Leben ist bunt und vielfältig, schön, lustig und dann wieder sehr schwierig und traurig. Jedes Leben und Lebensmuster sieht anders aus. Den Lebensfaden symbolisch in die Hand nehmen konnte jeder Besucher und sein ganz persönliches Muster stricken.
Jeder erlebt immer wieder schwierige Situationen und wir sammeln Schwere in uns. Um davon ein Stück los zu lassen, konnte ein Stein in eine Schüssel mit Wasser gelegt werden.
Seinen Ärger, Sorgen und Kummer konnte man auf einem Zettel in der Klagemauer zurücklassen und als Symbol für die Versöhnung ein weißes Band auf ein Bäumchen hängen. Als Zeichen der Hoffnung konnte eine Kerze entzündet werden.
Die Zettel von der Klagemauer wird das Hospizteam Zillertal im Dezember im Rahmen eines feierlichen Rituals verbrennen.
Als das kleine Herz aufhörte zu schlagen, begann ein Stern ganz hell zu leuchten. Auch Sternenkinder hatten einen Platz im TrauerRaum und am Sternenhimmel konnten alle Betroffenen einen Stern für ein zu früh geborenes, verstorbenes oder abgetriebenes Kind anbringen.
Kinder sind bei uns im TrauerRaum herzlich Willkommen. Im Wald erinnern sich die Tiere an ihren verstorbenen Freund. Auf unserem Baum der Erinnerung konnten die kleinen und großen Besucher:innen auf einem persönlichen gestalteten Blatt ihre Erinnerung aufhängen.
Das Hospizteam Zillertal möchte sich herzlich bei dem Gastgeber der Pfarre Mayrhofen und allen Besucher:innen herzlich bedanken! Ein ganz besonders Danke geht an die Gärtnerei Kerschdorfer, die uns schon seit vielen Jahren mit ihren wunderschönen Baum- und Blumenleihgaben unterstützt.
Ein großes Dankeschön an das Hospizteam Zillertal für den liebevollen Aufbau sowie die Betreuung des TrauerRaums während der Öffnungszeiten!
Katrin Gerger, Regionalbeauftragte Bezirk Schwaz