Übelkeit und Erbrechen bei fortgeschrittener Erkrankung

Dr. Gustl Zabernigg: „Ursachen müssen genau geklärt werden.“

Ursachen und Linderung aus medizinischer und pflegerischer Sicht

„Übelkeit und Erbrechen sind relativ häufige Folgeerscheinungen unterschiedlichster Erkrankungen“, erklärte Dr. Gustl Zabernigg in seinem Vortrag beim Palliativforum am 14. Oktober 2010. Der Oberarzt an der Abteilung für Innere Medizin und Leiter der onkologischen Ambulanz am Krankenhaus Kufstein ist häufig mit dem ANE-Syndrom konfrontiert, das ist eine Kombination von Appetitlosigkeit (Anorexia), Übelkeit (Nausea) und Erbrechen (Emesis). Allerdings können diese Symptome auch getrennt voneinander auftreten. Übelkeit ist eine unangenehme Empfindung, die oft dem Erbrechen vorausgeht und von Brechreiz begleitet sein kann. „Diese körperlichen Erscheinungen beeinträchtigen die Lebensqualität der PatientInnen erheblich“, berichtete Zabernigg.

Komplexe Ursachen – vielfältige Folgen

Die PatientInnen seien verzweifelt und häufig würden diese Symptome auch zu Isolation aufgrund von Scham führen. Außerdem können Übelkeit und Erbrechen weitere, teils schwerwiegende Folgen mit sich bringen, wie z.B. Schmerzen (Bauch-, Kopf- und Halsschmerzen), Mundgeruch, Flüssigkeitsverlust, Elektrolytstörungen, Speichelfluss u.a. Wichtig sei zunächst eine genaue Klärung der Ursachen, die im interdisziplinären Team und im Austausch mit dem Patienten bzw. der Patientin angestrebt werden soll, um der betroffenen Person die bestmögliche Therapie zukommen lassen zu können. Nicht zu unterschätzen seien einige Faktoren, die sich ungünstig auf die Symptome auswirken können, wie Angst, Depression, Schmerzen, Appetitlosigkeit. „Die Therapie von chronischem Erbrechen und Übelkeit ist prinzipiell gut möglich, in Einzelfällen jedoch bleibt die Behandlung unbefriedigend“, erklärte Gustl Zabernigg. „Bedenken sollte man auch, dass gerade die Einnahme von bestimmten Medikamenten unangenehme Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen mit sich bringen kann.“

DGKP Piet Wolters: „Auch Angehörige brauchen Unterstützung.“

Ein vernachlässigtes Thema

DGKP Piet Wolters, Mitarbeiter der Palliativstation der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft, stellte zu Beginn seines Referates fest, dass über die pflegerische Betreuung von PatientInnen, die unter Übelkeit und Erbrechen leiden, in der Fachliteratur vergleichsweise wenig zu finden ist. Diese „stiefmütterliche“ Behandlung  des Themas erstaunt umso mehr, wenn man die oben beschriebene Häufigkeit und den „Akutcharakter“ dieses Leidens bei palliativen PatientInnen bedenkt.

Neben zahlreichen pflegerischen Möglichkeiten sei das Einbinden und Informieren der Angehörigen im Rahmen einer guten palliativen Versorgung unumgänglich und gerade bei diesem Symptom notwendig, erklärte Piet Wolters: „Angehörige leiden stark unter dem Symptom Erbrechen. Vor allem, wenn PatientInnen aufgrund der damit einhergehenden Appetitlosigkeit die Nahrungsaufnahme ablehnen, ist das für Angehörige sehr belastend.“

Dem Leiden sensibel begegnen

„Übelkeit ist, ähnlich wie Schmerz, ein subjektives Empfinden und somit von außen nicht objektiv beurteilbar. Dementsprechend ist es oft schwierig, eine geeignete Therapieform zu finden. Erbrechen ist hingegen pflegerisch gut zu verifizieren, was das Finden einer angebrachte Strategie zur Symptomlinderung erleichtert,“  erklärte Wolters und wies darauf hin, dass das Pflegepersonal weitere unterstützende Maßnahmen setzen kann.

In der pflegerischen Versorgung einer Person, die unter diesen Symptomen leidet, gehe es neben der Symptomlinderung auch darum, die Intimsphäre zu wahren. Es sei wichtig, sensibel zu werden, wann Unterstützung benötigt wird und wann eine Person lieber allein im Raum sein möchte. „Das Schaffen einer ruhigen und angenehmen Atmosphäre, das Anbieten einer entsprechenden Mundpflege und die Beseitigung von unangenehmen Gerüchen wird von den PatientInnen meist gerne angenommen,“ erzählte der Pfleger aus seiner Erfahrung. Sehr bedeutsam sei außerdem die Verabreichungsform der Medikamente, die Linderung bringen sollen. So seien z.B. Personen, die unter Übelkeit und Erbrechen leiden, oft nicht dazu bereit, Medikamente oral einzunehmen. In Absprache mit dem Arzt bzw. der Ärztin müsse daher versucht werden, eine angemessene und realistische Verabreichungsform zu finden.

DGKP Piet Wolters & DGKS Sylvia Jöbstl

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