Vorsorgedialog Tirol im Seniorenheim Haus Elisabeth in Silz

Worum geht’s?

Das Konzept Advance Care Planning – zu Deutsch Vorausschauende Behandlungsplanung verfolgt seit den 90er Jahren das Ziel, den eigenen Bedürfnissen und Wünschen zu einem guten Leben und einem würdigen Sterben Ausdruck zu verleihen. 2016 wurde die erste Version des VSD Vorsorgedialogs® von Hospiz Österreich präsentiert. Dabei handelt es sich um ein speziell für die Alten- und Pflegeheime Österreichs entwickeltes Konzept, welches im Rahmen eines begleiteten Prozesses in der jeweiligen Institution eingeführt wird. Die Tiroler Hospizgemeinschaft hat den VSD® an die regionalen Gegebenheiten in Tirol angepasst. Voraussetzung für die Projektteilnahme ist eine nachweislich ausgeprägte hospizliche Haltung der Mitarbeiter*innen und ein hohes Fachwissen zu Palliative Care.

Was ist los im Haus Elisabeth in Silz?

Seit Oktober 2013 befassen sich die Mitarbeiter*innen des Seniorenheims Haus Elisabeth in Silz vermehrt mit Themen rund um das Lebensende. Regelmäßig liefern Bildungsformate der Tiroler Hospizgemeinschaft hilfreiche Beiträge zur Umsetzung der Vorausschauenden Behandlungsplanung im Haus. Seit Oktober 2019 führt das Haus Elisabeth das Pilotprojekt zur Einführung des VSD Tirol durch. Bei den Workshops nahmen sowohl das Pflegeteam des Hauses als auch zwei Hausärzte der Region, Dr. Michael Ladner und Dr. Clemens teil. Für nähere Informationen zum Haus Elisabeth oder zur Anwendung des VSD Tirol im Haus Elisabeth stehen PDL DGKP Barbara Hackhofer und HL Heinrich Perwög zur Verfügung.

Was ist jetzt eigentlich dieser Vorsorgedialog (VSD)?

Der VSD ist ein strukturiertes Gespräch zwischen der/dem Bewohner*in, einer Bezugspflegeperson, der/dem Hausarzt/Hausärztin und den An- und Zugehörigen. Dieses Gespräch wird nach einer Eingewöhnungsphase im Heim angeboten. Die Teilnahme an diesem Gespräch ist natürlich freiwillig. Im VSD Gespräch selbst steht die/der Bewohner*in im Zentrum. Der Wille, die Wünsche und die Vorstellungen für ein gutes Leben im Alten- und Pflegeheim werden erhoben. Berücksichtigung finden auch die Vorstellungen für ein würdiges Sterben und zu medizinischen Entscheidungen am Lebensende. Zudem kann ein Krisenblatt für Krisensituationen ausgefüllt werden. Ziel ist, zu jeder Zeit im Sinne der/des Bewohnerin/Bewohners zu handeln und das Recht auf Selbstbestimmung somit zu gewährleisten. Das Besprochene kann natürlich jederzeit von der/dem Bewohner*in widerrufen oder verändert werden. Außerdem gilt immer der gegenwärtig geäußerte Wille. Ist die/der Bewohner*in nicht mehr in der Lage, ihren/seinen Willen im Gespräch klar zu äußern, beispielsweise aufgrund einer bestehenden fortgeschrittenen dementiellen Erkrankung, wird mit Hilfe der An- und Zugehörigen der Mutmaßliche Wille erhoben. Dieser beruht auf früheren Äußerungen, Beobachtungen der Pflege und aktuellen Verhaltensweisen. Die An- und Zugehörigen und die Biographie der/des Bewohners*in spielen eine wichtige Rolle in der Ermittlung des Mutmaßlichen Willens. In krisenhaften Situationen stellt der Mutmaßliche Wille eine wichtige Entscheidungshilfe dar.

Der Vorsorgedialog gilt als eine „andere Patientenverfügung“ mit hoher Verbindlichkeit (PatVG, §8). Zudem ist er im neuen Erwachsenenschutzgesetz (§239 Abs. 2, ABGB) verankert.

Im Falle eines Krankenhausaufenthaltes wird der dokumentierte Vorsorgedialog dem zuständigen Personal ausgehändigt, damit auch während eines Krankenhausaufenthaltes immer nach dem Willen der/des Bewohnerin/Bewohners gehandelt werden kann. So wird gewährleistet, dass der Wille immer berücksichtigt wird.

Wie geht´s jetzt weiter?

Der Vorsorgedialog Tirol stellt nun eine weitere wichtige Säule in der Pflege und Betreuung der Bewohner*innen im Haus Elisabeth in Silz dar. Damit ist ein weiterer Baustein gelegt, welcher das Haus Elisabeth von einem reinen Alten- und Pflegeheim zu einem Ort der Selbstbestimmung, des Lebens und der Begegnung macht.

I bin erleichtert, dass ihr meine Wünsche jetzt kennt´s, und jetzt auch meine Mädels, weil wer weiß wies mit mir amal wird.“ (Bewohnerin nach einem VSD Gespräch im Haus Elisabeth in Silz).

 

Quellen:

Dachverband Hospiz Österreich (2020): VSD Vorsorgedialog® Nähere Projektinformationen.

Online: https://www.hospiz.at/fachwelt/vorsorgedialog/ [abgerufen am 13.09.2020].

Tiroler Hospiz Gemeinschaft (2019): Vorsorgedialog Tirol für Alten­ und Pflegeheime. Information für Bewohner*innen, An­ und Zugehörige

Text: Lucas Schmidt MScN, Prozessbegleiter im Einführungsprozess des VSD Tirol im Haus Elisabeth in Silz

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