Einsamkeit kann fruchtbar, aber auch furchtbar sein.
Marina Baldauf, ehrenamtliche Vorsitzende Tiroler Hospiz-Gemeinschaft
Für die meisten Menschen ist das Leben in einer Gemeinschaft wichtig. Es gibt Sicherheit und verbindet. Es stärkt bei gemeinsamen Entscheidungen und erleichtert es, Verantwortung zu übernehmen. Der Mensch ist durch und durch ein soziales Wesen und von Geburt an auf ein „Du“ angewiesen. In der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft steht dieses Miteinander, das Gemeinschaftliche im Mittelpunkt unserer professionellen und ehrenamtlichen Begleitungen.
Sich der Einsamkeit aussetzen, …
Den letzten Weg in Schmerz, Abschied und Trauer alleine zu gehen, bleibt niemandem erspart. Ich glaube aber, dass wir ein Leben lang die Möglichkeit haben, uns dem Alleinsein und der damit möglicherweise aufkommenden Einsamkeit immer wieder zu stellen – einer Einsamkeit, die fruchtbar, aber auch furchtbar sein kann. Die Freiheit zu haben, ganz man selbst zu sein, mit allen Wünschen, Träumen und Bedürfnissen, aber auch unseren Ängsten, braucht den Nährboden der Stille, des Vertrauens ins Leben, der Nachsicht mit sich selber und ein Quäntchen Humor. Selbstfürsorge und Selbstakzeptanz sehe ich dabei als wichtige Unterstützer*innen dabei, sich im Alleinsein nicht schmerzhaft einsam zu fühlen.
… um in Verbindung mit mir und der Welt zu sein
Wenn die Einsamkeit zu einem persönlichen Friedensort der Selbstfindung und der Selbstheilung werden kann, können wir getröstet und voll Vertrauen in eine nicht immer vorhersehbare Zukunft gehen. Das Gefühl der Freiheit und die Nähe zu sich selbst sind lohnende Begleiter und stärken und bereichern unser Beziehungsleben, unsere Verbindung nach außen, in die Welt und zu unseren Mitmenschen.
Wenn jedoch das Alleinsein als soziale Isolation und somit als schmerzhafte Einsamkeit erlebt wird, ergibt sich ein Gefühl der inneren Leere und Wertlosigkeit. Wenn das Verbundensein mit der äußeren Welt verloren geht, wenn es keine „Begegnungsräume“ mehr gibt, dann leidet unsere Seele. Bei unseren Begleitungen geht es immer wieder auch darum, die Einsamkeit mit all ihren Facetten zu erkennen, zu akzeptieren und auszuhalten und, wenn möglich und gewünscht, Brücken nach außen zu bauen.