Wir sollten alles tun, um Schmerzen, um das Leiden zu verringern.

„Diese Schmerzpumpe da nimmt mir den körperlichen Schmerz. Den seelischen kann mir keiner nehmen“, sagt mir Herr M. Ich frage nach, woran seine Seele leidet? Herr M. sagt mir: „Dass ich heute an diesem Karsamstag hier am Hospiz bin und Ostern nicht mit meiner Familie feiern kann. Die Krankheit schreitet voran, der Tod rückt näher. Es tut so weh, meine Frau, meine Kinder und En­kelkinder zurückzulassen“.

„Total pain“, nennt es Cicely Saunders und meint damit, dass Schmerz vielseitig ist: körperlich, psychosozial, spirituell.

Bei unseren interdisziplinären Besprechungen an der Hospiz- und Palliativstation gehen wir immer wieder dieser Mehrdimensionalität des Schmerzes auf den Grund. Gerade der spirituelle Schmerz wird oft unter­schätzt. Er äußert sich in Aussagen wie „Warum hat es mich getroffen? Ich fühle mich von Gott und der Welt verlassen. Ich bin nicht mehr in Verbindung mit jener Kraft, die mich ein Leben lang getragen hat“. Gespräche, Rituale und Mitgefühl helfen dabei, das Unsagbare, die Warum-Fragen aufzufangen und in etwas Größerem zu bergen.

Hilfreich ist mir die Unterscheidung von Schmerzen, Leiden und dem Leid an sich geworden. Wir sollten alles tun, um Schmerzen, um das Leiden zu verringern. Das Leid an sich lässt sich nicht wegtherapieren: Unser aller Leben ist begrenzt und ständigen Wandlungsprozessen unterworfen.

Christian Sint, Seelsorger an der Hospiz- und Palliativstation Innsbruck

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